In der Plagiatsaffäre um Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kritisiert der Düsseldorfer Uni-Rektor Michael Piper eine verzerrte Beurteilung aus politischen Gründen. „Weil es um eine verdiente Ministerin geht, sind die Maßstäbe plötzlich andere. Das hat nichts mit wissenschaftlicher Aufklärung zu tun“, kritisierte Piper in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Piper moniert vor allem namhafte Wissenschaftler, die sich in der Plagiatsaffäre vor Schavan gestellt haben. Führende Vertreter der Wissenschaftsorganisationen „tun das Gegenteil von dem, was sie in den vergangenen Jahren vereinbart haben – nicht zuletzt wegen des Falls Guttenberg“, sagte Piper. Mehrere Organisationen hatten im Zuge der jüngsten Affären um Doktorarbeiten Richtlinien verabschiedet und ein strengeres Vorgehen gegen Plagiate und anderes Fehlverhalten vereinbart. „Nun soll hinter diese Standards zurückgetreten werden“, sagte Piper. Er wies auch Angriffe von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zurück, der von schweren Verfahrensfehlern gesprochen und gefordert hatte, die Prüfung neu zu beginnen. Dies habe „mit der Sache nichts zu tun“ und spiegele „nur die innere Aufregung wider“. Die Prüfung laufe nach den üblichen Regeln ab. Vergangenes Wochenende war ein Untersuchungsbericht der Promotionskommission der Philosophischen Fakultät bekannt geworden. Dieser bescheinigt Schavan, sich in ihrer Doktorarbeit aus dem Jahr 1980 bei fremden Autoren ohne saubere Verweise bedient und dabei bewusst getäuscht zu haben. Schavan bestreitet dies und hat eine Gegenstellungnahme angekündigt. Zu der Vorab-Veröffentlichung von Teilen des Berichts sagte Piper: „Wir sind ja bestohlen worden.“ Die Prüfung der Doktorarbeit selbst verteidigte er: „Die wissenschaftliche Wahrheit unterliegt keinem zeitlichen Verfall.“