Herdecke, 19.10.2012 (pk-k) Im Blick auf den demografischen Wandel ist auch eine Reform der Pflege dringend geboten. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den kommenden Jahren rapide zunehmen, die Zahl der Erwerbstätigen dagegen nimmt kontinuierlich ab. Was also tun, um die notwendigen Pflegen finanzieren und im besten Fall auch reformieren zu können?
Mit dem Beschluss des Pflege Neuausrichtugsgesetzes gingen die Wogen zwischen den Parteien wieder mal hoch. Wo der Bundesgesundheitsminister Bahr voller Eigenlob für das Erreichte war, konterte Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, es handle sich beim Beschlossenen eher um ein „Reförmchen“, denn um einen großen Wurf. Der Pflegebegriff an sich wurde immer noch nicht neu definiert, obwohl die Diskussionen darum schon lange im Gange sind.
Politiker aller Parteien sind sich der Herausforderung durchaus bewusst. Bei den tatsächlich Betroffenen, den Gepflegten und Pflegenden, besteht kein Zweifel an der Problematik. Immer mehr wird die Pflege zu einem Akkordjob. Mit immer engeren Vorgaben will man versuchen, der Not Herr zu werden. Für notwendige Pflegen gibt es Minutenwerte, die allerdings keinesfalls berücksichtigen, dass es in der Praxis auch mal ganz anders läuft, als geplant. Die derzeit geltenden drei Pflegestufen ermöglichen eine Leistungsvergütung, die aber nicht immer abdeckt, worauf es im Einzelfall ankommt.
Besonders um Menschen mit kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen helfen zu können, bräuchte es Zwischenstufen, meinen Pflegende und deren Fachverbände. Die Rede ist von fünf Bedarfsgraden statt der bisherigen drei Pflegestufen. Damit könnte präziser abgebildet werden wessen ein Patient bedarf. Auch Kriterien wie „Kognitive und kommunikative Fähigkeiten“, „Selbstversorgung“, „Haushaltsführung“ würden darin berücksichtigt. Pflegen würden nicht mehr nach Minuten, sondern nach Punkten abgerechnet. Und obwohl viele Politiker das Modell grundsätzlich befürworten, bleibt die wesentliche Frage wiederum offen: Wer soll die Mehrkosten bezahlen? Schließlich ist von Mehraufwendungen von 4 Milliarden Euro die Rede. Die allerdings wären gut investiertes Geld und das „Reförmchen“ würde zu einer echten „Reform“ – zum Wohl aller Beteiligten, besonders der Patienten!