Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz fordert die Einführung einer Vermögensteuer in Deutschland. „Eine Vermögensteuer ist eine gute Idee für Deutschland“, sagte Stiglitz im Gespräch mit der „Welt“. „Sie sollte allerdings wirklich umfassend sein und wirtschaftliche Verzerrungen vermeiden.“
Nach Ansicht des Ökonomen müsste eine Vermögensteuer so ausgestaltet sein, dass sie Steuervermeidung erschwert. „Der Staat muss verhindern, dass die Steuer umgangen wird“, sagte Stiglitz der „Welt“. „Aktien sind zum Beispiel leicht zu bewerten und zu besteuern, Immobilien aber nicht. Wenn der Staat aber die Vermögen nicht akkurat misst, besteht die Tendenz, dass die Inhaber großer Vermögen ihr Geld in Immobilien stecken, weil deren Wert in der Regel nicht regelmäßig neu bestimmt wird.“ Solch ein Fluchtverhalten führe zu wirtschaftlichen Verzerrungen, und das gelte es zu vermeiden. Stiglitz kritisierte außerdem die Politik der Bundesregierung in der Schuldenkrise im Euro-Raum. „Merkel und anderen Regierungschefs hätte schon Anfang 2010, als die Krise ausbrach, klar sein müssen, dass die Euro-Zone grundlegend falsch konstruiert ist“, sagte Stiglitz im Gespräch mit der „Welt“. Es sei falsch, dass Deutschland darauf beharre, dass die Krisenländer stärker sparten. Schließlich hätten Länder wie Spanien oder Irland vor dem Ausbruch der Krise sogar Haushaltsüberschüsse erzielt. Um die Krise der Währungsunion langfristig zu lösen, seien Euro-Bonds nötig. „Was die Euro-Zone braucht, um langfristig stabil zu sein, ist eine Vergemeinschaftung der Schulden und eine echte Bankenunion“, sagte Stiglitz.