EU-Kommission will Reindustrialisierung Europas

Die EU-Kommission will den Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt in Europa erhöhen. Die Kommissare Günther Oettinger (Energie) und Antonio Tajani (Industrie) fordern in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwochsausgabe) eine „proaktive europäische Industriepolitik.“ Diese Politik solle nicht nur der Tatsache Rechnung tragen, dass eine starke verarbeitende Industrie auch wesentlich dazu beitragen kann, die Europäische Union aus der gegenwärtigen Wirtschaftskrise herauszuführen.

„Angesichts des rückläufigen Anteils der Industrie an der Bruttowertschöpfung ist eine politische Zielvorgabe sinnvoll – allein schon als symbolischer Akt zur Umkehr dieses Trends. In dem Strategiepapier, das die EU-Kommission an diesem Mittwoch vorlegen wird, wird das Ziel formuliert, den Anteil am Bruttoinlandsprodukt von derzeit rund 16 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2020 zu erhöhen.“ Die Industriepolitik solle auch berücksichtigen, dass die Energiepreise zu den wichtigsten Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit zählen und daher genauso wichtig sind wie qualifizierte Arbeitskräfte, ein gutes Investitionsklima, Innovation, der Schutz geistigen Eigentums und die Rohstoffpreise, schreiben die EU-Kommissare in der F.A.Z. Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie sei schließlich in zunehmendem Maß von den Energiekosten abhängig. Sie seien mittlerweile nach den Arbeitskosten der größte Kostenfaktor in einem Industrieunternehmen. „Auf kurze Sicht besteht auch keine Aussicht auf Besserung: Die europäischen Energiepreise, die ohnehin zu den höchsten in der Welt zählen, dürften noch weiter steigen.“ Dabei spiele auch die Klimapolitik der EU eine Rolle. Deutschland sei in Europa keine Ausnahme – die Energiepreise gehören sogar zu den höchsten in Europa.