Griechenlands finanzielle Lage wird offenbar immer schlimmer: Nicht nur in den kurzfristigen Haushaltsplanungen Athens klafft eine große Finanzlücke, nach Informationen der „Welt am Sonntag“ sieht es auch in langfristigen Prognosen schlechter aus als bislang bekannt. „Die Griechen laufen auf einen Schuldenstand von 140 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2020 zu“, heiße es in Verhandlungskreisen. Ursprünglich hatte sich die Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) mit den Griechen darauf geeinigt, den Schuldenstand in den kommenden acht Jahren auf 120 Prozent zu senken.
Die Vorgabe der 120 Prozent ist Voraussetzung für das laufende zweite Hilfsprogramm. Bei Werten darüber gelten die Schulden eines Staates als nicht mehr tragfähig. Offen ist, wie Troika und Athen mit dieser Prognose umgehen werden. Mehrere Vorschläge kursieren: Die Ideen reichen von einer Verschiebung der Sparziele um zwei Jahre bis zu einer Streichung des Ziels selbst. Beide Ideen sind bei den Geldgebern umstritten. Die Griechen selbst fordern von den Rettern Zugeständnisse. So könnten die 48 Milliarden Euro Bankenhilfe, die im Rahmen des zweiten Hilfsprogramms eingeplant sind, aus der Staatsschuld herausgerechnet werden. Auch einen weiteren Schuldenschnitt, von dem die EZB und die Euro-Staaten mit ihren Hilfskrediten betroffen wären, hat Athen gefordert. Allerdings lassen die Retter bisher keine Bereitschaft zu Zugeständnissen erkennen. In Berlin herrscht der Eindruck vor, dass sich Athen zu sicher fühlt. Die Kanzlerin hatte zwar erklärt, dass sie Griechenland in der Euro-Zone halten will. Das will Berlin aber nicht als Freibrief verstanden wissen. So gibt sich die Bundesregierung in den Verhandlungen hart. Ein drittes Hilfspaket oder einen Forderungsverzicht bei den eigenen Krediten schließt man nach Informationen der „Welt am Sonntag“ aus. Eher würde man Athen innerhalb der Euro-Zone pleitegehen lassen.