EHFG 2012: Neuer EHFG-Präsident Prof. Brand fordert Weiterentwicklung des EU-Gesundheitsmandats

Im Alltagsleben der EU-Bürger/-innen, so der neue EHFG-Präsident Prof. Dr. Helmut Brand, trugen EU-Aktionen weit besser zum Gesundheitsschutz bei, als das nationalen Politiken möglich gewesen wäre. Das in den Maastricht-Verträgen begründete EU-Gesundheitsmandat müsse weiterentwickelt werden: Mit einer Stärkung des Europäischen Parlaments bei Public Health-Themen und einer stärkeren Positionierung der EU in globalen Gesundheitsfragen.

Bad Hofgastein, 5. Oktober 2012 – „Es wird keine Revolution geben, ich setze auf Evolution, was die Fortführung des EHFG, des wichtigsten gesundheitspolitischen Kongresses der EU, betrifft: Das Gasteinertal als Veranstaltungsort, das generelle Format des Kongresses, die Einbindung der vier ‚Säulen’ Politik, Forschung, Industrie und Zivilgesellschaft – all das kommt hervorragend an und soll beibehalten bleiben.“ Das erklärt der neue EHFG-Präsident Prof. Dr. Helmut Brand (Vorstand der Abteilung für Internationale Gesundheit der Universität Maastricht) anlässlich seiner Amtsübernahme.

Die Perspektive des EHFG über die EU-Grenzen hinaus soll beibehalten werden. So gibt es eine langjährige Vernetzung des EHFG mit dem Südosteuropäischen Gesundheitsnetzwerk (SEEHN), einen gesundheitspolitischen Dialog mit den GUS Staaten, und eine gewachsene Zusammenarbeit mit Taiwan. „Eine Tradition, die mittelfristig zu einem europäisch-asiatischen Dialog ausgebaut werden soll“, so Prof. Brand. „Europäische Gesundheitsthemen auch im globalen Kontext zu sehen und globale Vernetzung voranzutreiben, all das gewinnt enorm an Bedeutung.“

Eine „Zukunftswerkstatt“ und Aktivitäten auch zwischen den jährlichen Kongressen sollen das bisherige EHFG-Programm künftig ergänzen. Prof. Brand: „Die erste Veranstaltung dieser Art wird im Mai 2013 an der Universität Maastricht stattfinden und an den 1992 unterzeichneten und 1993 in Kraft getretenen Maastricht-Vertrag erinnern, mit dem erstmals auch ein Gesundheitsmandat für die EU definiert wurde. Es ging dabei darum, nationale Gesundheitspolitiken zu unterstützen und zu koordinieren.“

EU-Aktionen trugen bisher sehr positiv zum Gesundheitsschutz bei

Im Alltagsleben der EU-Bürger/-innen, so Prof. Brand, trugen EU-Aktivitäten sehr positiv zu verschiedenen Aspekten des Gesundheitsschutzes bei, zum Beispiel im Bereich der Nahrungsmittelsicherheit, des Nichtraucherschutzes, oder bei der Produktsicherheit, etwa von Spielzeug. Patienten/-innen profitieren von EU-Maßnahmen zur besseren Sicherheit von Medikamenten und Medizinprodukten, von Fortschritten bei der Kontrolle von Infektionskrankheiten oder der Sicherheit von Blut und Blutprodukten. Prof. Brand: „Häufig verbesserte sich hier durch EU-weites Vorgehen der Gesundheitsschutz von mehr als 500 Millionen Bürgern/-innen, was mit individuellen Aktionen einzelner Länder niemals möglich gewesen wäre.“

Krisen der öffentlichen Gesundheit wie BSE oder SARS boten Anlässe für Veränderungen der Verantwortlichkeit in der EU. Häufig überzeugten bei grenzüberschreitenden Krisen die unzureichende nationale Reaktionsfähigkeit und das abnehmende Vertrauen der Konsumenten/-innen in die nationalen Behörden, ihre Verantwortung zu teilen. „Die EU hat Konzepte für diese Form gemeinsamer Verantwortung nicht nur ausgearbeitet, um Rechtsgrundlagen zu schaffen, sondern auch, um geeignete Infrastrukturen zu etablieren: zum Beispiel Netzwerke, wissenschaftliche Beratungskomitees, Agenturen oder Datenerfassungssysteme, die zu einem verbesserten Gesundheitsschutz von Bürgern und Konsumenten beitragen“, so Prof. Brand. Davon betroffene Bereiche waren die Blutsicherheit, die Lebensmittelsicherheit, Kontrolle über übertragbare Krankheiten sowie Krebsprävention oder -screeningprogramme.

EU-Gesundheitsmandat muss weiter entwickelt werden

„Das EU-Gesundheitsmandat muss aus zwei Gründen weiter entwickelt werden: Einmal, weil die Herausforderungen für Public Health und für die Gesundheitssysteme sich seit Maastricht massiv verändert haben, aber auch angesichts der aktuellen Diskussionen über eine Weiterentwicklung der Europäischen Architektur an sich – etwa wenn die Vision der Vereinigten Staaten von Europa entwickelt wird“, so Prof. Brand. Einige zentrale Punkte, die für diese Weiterentwicklung wichtig sind:

Eine weitere Stärkung des Europäischen Parlaments – damit gewinnt der Sektor Public Health einen weiteren Ansprechpartner auf institutioneller Ebene.
Eine noch stärkere Positionierung der EU in globalen Gesundheitsfragen als wesentlicher Player auf der globalen Bühne.
Der Ausbau eines europäischen Gesundheits-Informationssystems, das Daten über Gesundheitsindikatoren rasch auf breiter Basis zur Verfügung stellt.

Stabilität in einer globalisierten Welt

„In der Diskussion um die Finanz- und Wirtschaftskrise kommt das Thema Gesundheit viel zu kurz. Aber sie könnte ein ‚window of opportunity’ bieten, auf europäischer wie auf nationaler Ebene Reformen umzusetzen, einschließlich einer Reform des EU-Gesundheitsmandats, die ohne die Krise nicht möglich gewesen wären“, so Prof. Brand. „Public Health muss die Lösungsstrategien, die zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise entwickelt werden, mahnend begleiten.“

Das EHFG ist der wichtigste gesundheitspolitische Kongress der Europäischen Union, mehr als 600 Entscheidungsträger aus 45 Ländern diskutieren vom 3. bis 6. Oktober 2012 bereits zum 15. Mal zentrale Zukunftsthemen der europäischen Gesundheitssysteme.

Fotos zum diesjährigen European Health Forum Gastein finden Sie unter www.ehfg.org/940.html.

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