Die Bundesbank steht den Vorschlägen für eine Abtrennung des risikoreichen Investmentbankings vom Kreditgeschäft bei den Großbanken skeptisch gegenüber. „Ich bin mir nicht so sicher, dass man die abgetrennte Investmentbank wirklich in die Insolvenz schicken kann. Und wenn das nicht der Fall ist, bleibt die Frage, was man durch eine Abtrennung eigentlich gewinnt“, sagte Bundesbankvizepräsidentin Sabine Lautenschläger, die bei der Notenbank für die Bankenregulierung zuständig ist, der „Zeit“.
Eines der wichtigsten Ziele eines Trennbankensystems ist es, durch die Abschirmung der Kreditgeschäfte zu verhindern, dass der Staat die Banken bei Fehlspekulationen stützen muss, um die Spareinlagen der Kunden zu sichern. Lautenschläger meldet mit ihren Aussagen nun Zweifel an, dass dies gelingen kann. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte sich für eine Trennung von Geschäfts- und Investmentbanking ausgesprochen, eine Expertengruppe der EU unter Leitung des finnischen Notenbankchefs Erkki Liikanen hatte ähnliches gefordert. „Wenn Investoren an den Finanzmärkten infolge der Insolvenz einer Investmentbank das Vertrauen in Banken verlieren, dann werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Kreditbanken abstrafen, selbst wenn keine direkten Geschäftsverbindungen bestehen“, sagte Lautenschläger. Viele deutsche Finanzhäuser hätten mit der Investmentbank Lehman Brothers keine Geschäftsbeziehungen gehabt und seien trotzdem nach der Pleite des Instituts in Schwierigkeiten geraten. Lautenschläger wies zudem Vorwürfe zurück, bei der Bankenregulierung geschehe zu wenig. „Man hat fast alles reformiert, was man reformieren kann. Aber natürlich gibt es zum Teil sehr lange Übergangsfristen, bis viele Regeln in Kraft treten. Diese Fristen sind nötig, damit die Finanzwirtschaft ihre Dienstleistungen weiter erbringen kann – aber sie haben auch zur Folge, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, es geschehe nichts“, sagte sie. Die Bundesbankerin sprach sich überdies gegen eine baldige Einführung von europaweiten Rettungsfonds für den Bankensektor aus, wie sie auch Steinbrück fordert. „In der Bilanz der Banken spiegeln sich die Risiken der Volkswirtschaft wider, deren Unternehmen sie finanzieren. Und der Zustand der Volkswirtschaft wird auch von der Wirtschaftspolitik eines Landes beeinflusst. Wenn ich also die Bankenrisiken oder gar die Einlagensicherung vergemeinschaften will, dann brauche ich auch eine gewisse gemeinsame Kontrolle der Steuerpolitik, der Finanzpolitik bis hin zur Arbeitsmarktpolitik. Das ist nichts, was sich kurzfristig umsetzen lässt“, betonte Lautenschläger.