Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) wollte offenbar eine mutmaßliche Kontaktperson des Zwickauer Terror-Trios anwerben. Das geht aus internen BfV-Unterlagen hervor, die sich mit der Affäre um vernichtete Akten zur Geheim-Operation „Rennsteig“ befassen, wie der „Spiegel“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe berichtet. Demnach hatte das BfV im Jahr 2000 versucht, den sächsischen Rechtsextremisten Ralph H. als Quelle zu gewinnen.
Der „Werbungsfall H.“, so heißt es in den Unterlagen, sei jedoch „erfolglos“ verlaufen. Gleichwohl birgt der Vorgang Brisanz: Der heute 38-jährige H. ist inzwischen Zeuge im Ermittlungsverfahren gegen die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) und ihre Unterstützer. Nach dem Auffliegen der Untergrundtruppe im November 2011 hatten Fahnder H.s Personalausweis im Brandschutt des letzten NSU-Verstecks in Zwickau entdeckt. Wie das Dokument (gültig von 1996 bis 2001) dorthin kam, ist unklar. Der Anwalt von H. sagte, sein Mandant habe den Ausweis damals in einem Einkaufszentrum verloren; die Mitglieder des NSU kenne er „nicht persönlich“. Ein weiteres Indiz, dass H. als Kontaktperson des Neonazi-Trios fungiert haben könnte, lieferte allerdings die Auswertung eines sichergestellten Mobiltelefons. In dem Handy, das den Ermittlungen zufolge von André E. – einem weiteren mutmaßlichen NSU-Unterstützer – genutzt wurde, war H.s Telefonnummer unter einem Decknamen gespeichert.