Schavan kritisiert Abkehr vieler Bundesländer von G8-Reform

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die Abkehr vieler Länder, die das Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien wieder nach neun Jahren ermöglichen, von der G8-Reform kritisiert. „Diese Rückwärtsbewegung ist falsch. Sie wird neue Unzufriedenheit produzieren“, sagte Schavan dem Nachrichtenmagazin „Focus“.

„Nach wenigen Jahren wird beklagt werden, dass es nun ein Abitur erster und zweiter Klasse gebe.“ Die G8-Verfechterin, die in ihrer politischen Heimat Baden-Württemberg als Kultusministerin als Erste in Westdeutschland das Abitur nach acht Gymnasialjahren eingeführt hatte, preist die Verkürzung der Gymnasialzeit als einen „Gewinn an persönlicher Freiheit für die Schüler. Sie gewinnen ein Jahr, in dem sie selbst bestimmen, wie sie ihre Zeit nutzen. Das hätte uns früher auch gut getan.“ Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) dagegen ließ seinen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ein Jahr vor der Landtagswahl ein „G9-Sondermodell“ ausarbeiten. „Wir werden strukturell beim bewährten G8 bleiben, wer aber länger braucht, der kann es in neun Jahren machen. Ab dem Schuljahr 2013/14 wird im Freistaat jedes Gymnasium die Möglichkeit haben, den Schülern zusätzlich Lernzeit anzubieten“, erklärte Spaenle das bayerische Modell. Die Schüler im Freistaat haben künftig die Auswahl, wie sie das achtjährige Gymnasium strecken können: Entweder sie wiederholen in der Mittelstufe freiwillig ein Jahr und belegen in diesem in speziellen Fächern eine höhere Stundenzahl, um Stoff intensiv nachzuholen, und sparen anderswo Wochenstunden. Oder sie machen etwa das neunte Schuljahr in zwei Jahren, aber mit weniger Wochenstunden.