Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu mehr Ehrlichkeit in der Euro-Krise aufgerufen. Die Kanzlerin müsse den Deutschen „endlich die Wahrheit sagen“, forderte der frühere Finanzminister in der „Welt am Sonntag“. „Griechenland wird sich in den kommenden sieben bis acht Jahren kein Geld am Kapitalmarkt leihen können. So lange werden wir helfen müssen.“
Die Griechen müssten zu ihren Verpflichtungen stehen, „aber wir sollten ihnen mehr Zeit geben“, verlangte Steinbrück. Er schloss nicht aus, einem weiteren Hilfspaket zuzustimmen: „Ob die SPD im Bundestag einem dritten Hilfspaket für Athen zustimmen würde, kommt auf die Bedingungen an.“ Strikt wandte sich Merkels Herausforderer gegen einen Euro-Austritt des Landes: „Wir sollten allen, die martialisch den Rauswurf Griechenlands aus der Euro-Zone fordern, deutlich sagen: Ihr wisst nicht, wovon ihr redet! Die politischen und ökonomischen Erschütterungen wären verheerend.“ Angesichts der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Schuldenstaaten aufzukaufen, warnte Steinbrück vor Inflation. „Kurzfristig mache ich mir keine Sorgen. In drei, vier Jahren wird das Thema Inflation aber auf der Tagesordnung stehen“, sagte er. „Das liegt nicht nur an der europäischen, sondern auch an der amerikanischen Notenbank. Die pumpt wie verrückt Liquidität in die Märkte.“ Zugleich verteidigte Steinbrück sein Positionspapier zur Bankenregulierung. „Niemand wird behaupten können, mein Bankenpapier sei oberflächlich. Ich bin dafür, die Geschäfts- und Investmentsparten von Banken zu trennen“, so der Kandidat. „Ich will aber nicht das Universalbankensystem sprengen. Mein Rat für diese Debatte: Einfach ein bisschen runterkühlen.“