Erwartungsdruck und Trainingspläne machen den Alltag von Tänzern oft zum Horrortrip
Tänzer sind in erster Linie Künstler und erst in zweiter Linie Sportler, aber eben auch Sportler.
Der Aufschrei, der derzeit durch die Medien geht, ist relativ laut. Der Fall selbst sorgt für Aufsehen. Es geht um den Drogenskandal am dänischen Nationalballett. Und damit sind gleich zwei Stichworte genannt, die dazu führen werden, dass der Aufschrei verhallt und das Aufsehen einschläft.
Drogen, werden die einen denken, das ist wieder so ein Suchtthema. Der Kinofilm Black Swan hat ja kürzlich gezeigt, wie geradezu psychedelisch es beim Ballett zugehen kann. In dieser ganz eigenen Welt liegt die Sucht wohl näher. Und Dänemark, werden die anderen abwinken, das hat ja mit uns hier in Deutschland nichts zu tun.
Weit gefehlt! Der oft grausame Alltag, dem sich Tänzer stellen müssen, findet sehr wohl, sehr hart auch in Deutschland statt. Und der Griff zu Drogen hat neben der psychischen Belastung auch sehr viel mit Schmerzgrenzen und körperlicher Erschöpfung zu tun. Warum also ist es so wichtig, sich mit dem Drogenskandal am dänischen Nationalballett auseinanderzusetzen? Weil einer Kunstsparte, die das Publikum bereichert, Aufmerksamkeit und Aufklärung zustehen. Überall auf der Welt.
Tänzer beschenken uns mit ihrer Kunst. Sie bringen starke Emotionen, Dramatik, Innigkeit und Schönheit zum Ausdruck. Was wir Zuschauer, allzu häufig aber auch die Tänzer selbst, dabei übersehen: Tänzer sind auch Hochleistungssportler. Ihre Körper verdienen und brauchen die gleiche Zuwendung, die gleichen Ruhepausen wie alle anderen Sportler auch. Doch so selbstverständlich medizinische und therapeutische Betreuung bei Hochleistungssportlern sind, so häufig fehlt bei Tänzern und Ausbildern das Bewusstsein für die enormen körperlichen Be- und Überlastungen. 72 Prozent der professionellen Tänzer erleiden im Laufe ihrer Karriere schwere körperliche Schädigungen. Wie viele unter dem psychischen Druck zusammenbrechen, lässt sich nur schwer erfassen.
Zudem ist der Konkurrenzdruck bei Tänzern groß. Wer in der nächsten Produktion eine Rolle bekommt, hat wieder für ein paar Monate ein gesichertes Auskommen. Jahresverträge sind insbesondere in der freien Tanzszene, der heute etwa zwei Drittel der Tänzer in Deutschland angehören, ein seltener Luxus. Doch in der Welt des professionellen Tanzes sind die Beteiligten oft genug der Willkür von Entscheidungen ausgesetzt. Die Besetzung von Rollen ist selten transparent. Auch damit muss die Psyche klar kommen. Wie sollen Körper, Geist und Seele diesen Stress aushalten? Wie sollen der künstlerische Prozess, der künstlerische Ausdruck gedeihen, wenn beständig die Existenz in Frage steht? Wie soll der Körper leistungsfähig und gesund bleiben, wenn er ständig funktionieren muss und auf Dauerhöchstleistung gedrillt ist? Da wird der Griff zu Drogen nachvollziehbar. Denn unter Drogen im weiteren Sinne fallen zum Beispiel auch Schmerzmittel, die die körperlichen Grenzen ausblenden, sowie Nikotin, das nicht nur die Stimmung aufhellt, sondern auch den Appetit zügelt. Das ist bei Tänzern immer eine willkommene Begleiterscheinung.
tamed, Tanzmedizin Deutschland e. V., arbeitet seit Jahren daran, die Aufmerksamkeit auf diese tägliche Realität der Tänzer zu lenken, bevor sie zum Drama wird. Deshalb richtet sich tamed ebenso an die breite Öffentlichkeit wie an die Tanzwelt. Die Organisation, die den Begriff Tanzmedizin geprägt hat, möchte ein Bewusstsein für die Situation von Tänzern schaffen.
Oberstes Anliegen von tamed ist die Gesunderhaltung von Tänzerinnen und Tänzern. Erst wenn die enormen Belastungen und Risiken, denen sich Tänzer täglich aussetzen, ihnen selbst und ihrem Publikum bewusst sind, kann ihre Gesundheit frühzeitig und dauerhaft bewahrt werden. Deshalb reicht das Engagement von tamed von Beratung, Aufklärung, Weiterbildung über die Organisation des Kongresses für Tanzmedizin, die Betreuung eines Ärzte- und Therapeutennetzwerks bis hin zu Forschungsförderung und der Kooperation mit internationalen tanzmedizinischen Organisationen. Viele namhafte Tänzer und Pädagogen unterstützen die Arbeit von tamed und sind für dieses größte deutschsprachige Netzwerk für Tanzmedizin aktiv.
Gesundheitsförderung heißt auch Prävention. Sie beginnt bei Tänzern bereits beim Umgang mit Schmerz, der schwer zu erlernen ist, da der Griff zu Schmerzmitteln so früh in der Karriere verlockend erscheint. Jeder Tänzer sollte die unterschiedlichen Arten von Schmerz kennen. Schmerz kann ein guter Freund sein, denn er zeigt während und nach dem Training die Grenzen des Körpers und der Leistungsfähigkeit auf. So dient Schmerz auch als Stopp-Signal. Wird es überhört, kann dies zu bleibenden Schäden, ja zum Ende der Karriere führen.
Unter anderem zu diesem Thema unterrichtet Dr. Liane Simmel, selbst ausgebildete Tänzerin und Sportmedizinerin mit Schwerpunkt Tanzmedizin, seit Jahren. So auch in diesem Jahr im Rahmen der Tanzwerkstatt Europa, die vom 3. bis 13. August in München stattfindet. Es wundert nicht, dass ihr Kurs – „Not just any body“ – auch in diesem Jahr wieder ausgebucht ist.
Wer mehr über das breite Engagement von tamed erfahren möchte, findet weitere Informationen unter: www.tamed.de.
tamed, Tanzmedizin Deutschland e. V. ist mit knapp 500 Mitgliedern die größte deutschsprachige Organisation für Tanzmedizin. Der gemeinnützige Verein widmet sich der Gesunderhaltung von Tänzerinnen und Tänzern aus klassischen und modernen Tanzrichtungen. Das Engagement von tamed reicht von Beratung, Aufklärung, Weiterbildung über die Organisation des Kongresses für Tanzmedizin, die Betreuung eines Ärzte- und Therapeutennetzwerks bis hin zu Forschungsförderung und der Kooperation mit internationalen tanzmedizinischen Organisationen. Viele namhafte Tänzer und Pädagogen unterstützen die Arbeit von tamed und sind für dieses größte deutschsprachige Netzwerk für Tanzmedizin aktiv. Durch sein vielfältiges Angebot sorgt tamed für den Austausch zwischen Wissenschaftlern, Medizinern und Tänzern und trägt so dazu bei, aktuelle medizinische Erkenntnisse auf den Tanzalltag zu übertragen und die Gesundheit von Tänzern langfristig zu erhalten.
Kontakt:
tamed – Tanzmedizin Deutschland e. V.
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