In Deutschland fällt der Strom offenbar deutlich häufiger aus als offiziell angegeben. Wie die „Bild-Zeitung“ (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf den Verband der Industriellen Energie- und Kraftwerkswirtschaft (VIK) schreibt, soll die Zahl der Stromausfälle angeblich doppelt so hoch liegen wie von der Bundesnetzagentur ausgewiesen. VIK-Geschäftsführerin Annette Loske sagte der Zeitung: „Viele Firmen klagen über Stromausfälle, die kürzer als drei Minuten sind – und somit nicht von der Netzagentur registriert werden. Nach internen Umfragen könnte die Zahl der Stromausfälle damit bundesweit doppelt so hoch sein wie ausgewiesen.“
Im vergangenen Jahr hatte die Netzagentur offiziell rund 206.000 Unterbrechungen im Stromnetz festgestellt. Bei den Angaben handelt es sich um Ausfälle von mehr als drei Minuten Dauer. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans-Heinrich Driftmann, bezeichnete den Ausstieg aus der Kernenergie als wesentlichen Grund für die hohe Zahl der Unterbrechungen. „Aus den Unternehmen hören wir, dass die Zahl der Stromausfälle seit Abschaltung der ersten Kernkraftwerke deutlich zugenommen hat“, sagte Driftmann der „Bild-Zeitung“. Schon Ausfallzeiten im Sekundenbereich könnten erhebliche Schäden in Unternehmen anrichten. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP, Birgit Homburger, bezifferte die Kosten für die Betriebe durch Kurzstromausfälle auf „zig Millionen Euro“ im Jahr. „Die Netzagentur ist dringend aufgefordert, endlich alle Unterbrechungen zu erfassen und der Politik ein realistisches Bild zu geben“, sagte Homburger der Zeitung.