Mit dem EU-Projekt INDENICA hat die Arbeitsgruppe Software Systems Engineering (SSE) im Oktober 2010 ein weiteres großes Forschungsprojekt an der Universität Hildesheim begonnen. In dem dreijährigen EU-Projekt arbeitet die Arbeitsgruppe mit den Partnern SAP AG, Siemens AG, Technische Universität Wien, Universität Wien, Politecnico di Milano und Telcordia zusammen. Im Juli 2011 gab es ein erfolgreiches Meeting mit Vertretern von allen Projektbeteiligten in Hildesheim. Eine besonders effiziente Entwicklung von domänenspezifischen Serviceplattformen steht im Hauptfokus des INDENICA Projekts. Die Bedeutung von Serviceplattformen wird an der zunehmenden Verbreitung von Cloud-Diensten (GMail, Amazon Web Services, etc.) besonders deutlich. Verschiedene Studien halten das Cloud-Computing aktuell für den wichtigsten Trend in der IT. Ziel des INDENICA-Projekts sind maßgeschneiderte Serviceplattformen. Das heißt insbesondere sowohl die Anpassbarkeit von Serviceplattformen systematisch zu verbessern als auch die Integration von Diensten über verschiedene Serviceplattformen hinweg wesentlich zu erleichtern.
Heute gibt es bereits Serviceplattformen in vielen Anwendungsbereichen, wie beispielsweise betriebliche Anwendungssysteme, industrielle Automatisierung oder Telekommunikation. Eine Serviceplattform besteht dabei aus mehreren Infrastrukturkomponenten sowie zentralen domänenspezifischen Diensten. Sowohl die funktionalen, als auch die nicht-funktionalen Anforderungen an eine Serviceplattform sind sehr stark von der Domäne anhängig, da jeder Anwendungsbereich seine besonderen Anforderungen mit sich bringt. Diese domänenspezifische und kontextspezifische Anpassung geschieht heute weitestgehend noch manuell, was zu Kosten- und Qualitätsproblemen führt. Ein Ziel des INDENICA-Projekts ist daher Techniken zur effizienten Anpassung von Serviceplattformen zu entwickeln. In konkreten, komplexen Anwendungsfeldern ist meist auch die Nutzung mehrerer, technologisch verschiedener Serviceplattformen und -technologien notwendig. Beispielsweise kann eine komplexe Fabrikautomatisierung eine ERP-Plattform, eine eingebettete Plattform und eine mobile Plattform benötigen. Diese verschiedenen, jeweils domänenspezifisch angepassten Plattformen werden heute meist aufwändig manuell integriert. Hier wird das INDENICA-Projekt Methoden und Techniken entwickeln, die eine stärkere Automatisierung des Integrationsprozesses erlauben.
Die Arbeitsgruppe Software Systems Engineering am Institut für Informatik der Universität Hildesheim beschäftigt sich im Rahmen des Projekts vor allem mit der effizienten und automatisierten Anpassung von Services und Serviceplattformen. Hierzu werden Techniken aus dem Bereich der Softwareproduktlinienentwicklung (SPLE) weiterentwickelt und angepasst. Softwareproduktlinienentwicklung ist ein Wiederverwendungsansatz, der eine möglichst starke Automatisierung der Konfiguration und Anpassung von Produktvarianten zum Ziel hat. Dieser Ansatz reduziert sowohl die Entwicklungskosten als auch die Zeit bis zur Produkteinführung bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität. Zu diesem Zweck werden Methoden und Techniken entwickelt, um die Anpassung von Serviceplattformen zu beschreiben, zu verwalten und zu implementieren. Diese Ansätze werden auch in Form einer Eclipse-basierten Werkzeugumgebung realisiert. Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeitsgruppe auch mit der Überwachung und dem Management von Services zur Laufzeit. Zu diesem Zweck wird insbesondere ein leichtgewichtiges Monitoring-Framework entwickelt.
Projektwebsite: http://www.indenica.eu/
Laufzeit: 01.10.2010 – 30.09.2013
Kontakt: Prof. Dr. Klaus Schmid, schmid@sse.uni-hildesheim.de
Das INDENICA-Projekt wird finanziert durch Grant 257483 der Europäischen Kommission, Bereich Internet of Services, Software & Virtualisation im 7. Rahmenprogramm. Die EU fördert das Projekt mit rund 3,8 Mio. Euro.