Keine Scheu vor der Thematik!
München, 11. August 2011 – Ob plötzlich durch Unfall, oder langsam durch Krankheit – das gefürchtete Stadium „Pflegefall“ kann jeden treffen. Altersbedingte Zipperlein erwachsen zu ernsthaften Problemen. Demenz, chronische Krankheit und Schlaganfall hinterlassen gravierende Spuren und verhindern, die bis dato alltäglichen Dinge des Lebens allein zu regeln. Bei aller Dringlichkeit ist die Liste der Fragen im Ernstfall lang: Wo komme ich an Hilfe? Welche Ansprüche habe ich? Und vor allem, wie finanziere ich das alles? Aufklärung und hilfreiche Tipps liefert die neue Broschüre „Pflegebedürftig – Was tun?“ aus dem Verlag C.H.Beck für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen.
Mal ganz ehrlich, sind Sie auf den Ernstfall vorbereitet? „Viele scheuen vor einer Auseinandersetzung mit dem Thema Pflegebedürftigkeit zurück“, erklärt Gerd Wenzel, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Bremen und Mit-Autor der Broschüre „Pflegebedürftig – Was tun?“. Er fügt hinzu: „Dabei verschaffen wichtige Infos für Betroffene und Angehörige klare Vorteile! Für die Qualität der Pflege, für den Aufwand bei den Anträgen und für den Geldbeutel.“
Im Falle eines Pflegefalls ist daher jedes Zusatzwissen, jeder Tipp und Ratschlag eine Erleichterung. „Die Pflege einer Person ist nicht mal eben so zu organisieren, qualifizierte Unterstützung zumeist eine Notwendigkeit.“ Doch finanzierbar soll sie sein, flexibel und zuverlässig. „Die Anforderungen sind selbstverständlich sehr hoch“, weiß Wenzel. Aber woher bekomme ich eine Unterstützung, die alle meine Ansprüche erfüllt? Auf dem Markt der Möglichkeiten gibt es eine schier unüberschaubare Zahl an Hilfs- und Pflegedienstleistern. Manchem genügt eine regelmäßige Haushaltshilfe, andere benötigen Rundum-Betreuung; fast alles ist mittlerweile zu Hause möglich. „Dennoch ist es manchmal die bessere Lösung, in Betreutes Wohnen oder ein Pflegeheim zu ziehen“, gibt Wenzel zu Bedenken. Angesichts der teils beunruhigenden Zustände bei manchen Anbietern, ist eine gründliche Recherche allerdings Voraussetzung für ein vertrauensvolles und zufriedenstellendes Pflegeverhältnis. Doch Achtung! Bei der Suche nach Helfern über Kleinanzeigen ist Vorsicht geboten: „Wer anstelle von bekannten Organisationen, Wohlfahrtsverbänden oder Kirchengemeinden eine private Hilfe bevorzugt, sollte vorher persönlichen Kontakt aufnehmen und die Pflegevereinbarungen schriftlich festhalten“, rät Wenzel. Das beugt Entschäuschung, Betrug und Missvertrauen vor.
Gründliches Informieren gilt auch für den wohl unausbleiblichen Umgang mit Kranken- und Pflegekasse. Laut Wenzel wüssten viele zum Beispiel gar nicht, dass schon vermeintlich „kleinere“ Mühen wie das Auffordern oder Anleiten von Pflegebedürftigen, etwa mit Demenz, psychischer oder geistiger Behinderung, als Pflegeleistungen zählen und damit in Rechnung gestellt werden können. „Das genaue Ausrechnen von Ansprüchen an Tagespflege, Pflegedienst und Pflegegeld ist allerdings nicht ganz leicht.“ Hier lässt sich aber bares Geld sparen! So gibt es beispielsweise für Umbaumaßnahmen in der Wohnung, sei es für eine breitere Tür zum Bad oder eine Dusche mit Sitz- und Haltemöglichkeiten, einen Zuschuss von bis zu 2.557,00 Euro. „Wenn später Weiteres verändert werden muss, weil Sie mehr Pflege benötigen, können Sie einen neuen Zuschuss bekommen.“, betont Wenzel.
Fazit: Wichtig ist, sich mit dem Ernstfall auseinanderzusetzen, solange man noch eigenständig Entscheidungen treffen und seine Wünsche schriftlich festhalten kann. Das spart Nerven, Geld und gibt Angehörigen Raum und Zeit für das eigentlich Wichtige: die Pflege. Wenzels Ratschlag: „Die Realität im Blick behalten und keine Scheu vor der Thematik! Es geht um uns selbst und unser Leben – auch im Pflegefall.“
Der Paritätische Gesamtverband (Hrsg.), Pflegebedürftig – Was tun? Ein Ratgeber für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, Verlag C.H.Beck, 2011, EUR 4,40
ISBN 978-3-406-61603-7, www.beck-shop.de/4082420
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