Der Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, Roland Jahn, will die ehemalige Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße in einen „Campus der Demokratie“ umwandeln. Das kündigte er gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“ an. „Der Begriff Campus der Demokratie bezeichnet die Absicht, einen authentischen Ort, in dem der Repressionsapparat einer Diktatur gesteuert wurde, heute positiv zu nutzen“, sagte er dem Blatt.
Die gesamte Behörde, deren Sitz heute im Bezirk Mitte liegt, solle Schritt für Schritt in der Normannenstraße im Bezirk Lichtenberg konzentriert werden. Private und öffentliche Träger seien „eingeladen, sich mit Anregungen und Aktivitäten zu beteiligen“. Zu Überlegungen, die Behörde 2019 zu schließen und die Akten ins Bundesarchiv zu überführen, erklärte Jahn: „Was die Auflösung der Behörde betrifft, würde ich mich überhaupt nicht festlegen.“ Er erinnerte daran, dass 2012 bereits nach acht Monaten 68 000 Anträge auf Akteneinsicht vorlägen. „Der Bedarf ist also ungebrochen.“ Dennoch müsse man „jetzt Weichen stellen für die Aufarbeitung der Zukunft“. Ihm schwebe eine gemeinsame Konferenz mit der Stiftung Aufarbeitung vor. Darin sollten die Länder einbezogen werden. Der Vorsitzende des Beirates der Stasi-Unterlagen-Behörde, Richard Schröder, kritisierte Jahn. „Campus der Demokratie ist sehr hoch gegriffen“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Das ist Schwarze Pädagogik. Der Himmel soll dadurch empfohlen werden, dass man die Hölle anschaut.“ Auch fürchte er, „dass die Behörde auf diese Weise verewigt werden soll“. Es gebe aber einen „inoffiziellen Konsens, dass die Behörde 2019 geschlossen wird“.