Im Honorarstreit mit den Krankenkassen bekommen die niedergelassenen Mediziner Gegenwind von Expertenseite: Nicht die Kassen seien die Ursache ungerechter Ärztehonorierung, sondern die Kassenärztlichen Vereinigungen, sagte der Gesundheitsfachmann Stefan Etgeton dem Magazin „Stern“. „Sie sollten ihre Energie auf die Funktionäre in ihren Verbänden richten“, fordert Etgeton. „Denn die sind maßgeblich für die schlechte Verteilung verantwortlich.“
Der Honorarbericht der Kassenärztlichen Vereinigung belegt dem Magazin-Bericht zufolge große Unterschiede zwischen den einzelnen Arztgruppen. So machen niedergelassene Onkologen im Schnitt vor Steuern mehr als 15.000 Euro Gewinn aus Kassenleistungen im Monat, Psychiater kommen lediglich auf 6.300 Euro. Auch regional schwanken die Honorare stark. Kardiologen in Bremen bekommen für jeden Patienten mehr als zweieinhalb Mal so viel wie ihre Kollegen in Berlin. „Ich kann mir das nur damit erklären, dass die Macht zwischen den Arztgruppen in den Kassenärztlichen Vereinigungen ungleich verteilt ist“, sagt Etgeton, der zehn Jahre lang Gesundheitsthemen beim Verbraucherzentrale Bundesverband betreute und mittlerweile für die Bertelsmann-Stiftung das Programm „Versorgung verbessern – Patienten informieren“ vertritt. Jede der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen verhandle jährlich mit den Krankenkassen über einen Gesamtbetrag – „mit befreiender Wirkung“, so der Experte: „Solange die Kassenärztliche Vereinigung die Gesetze beachtet und die mit den Kassen vereinbarten Regeln, kann sie selbst entscheiden, was sie mit dem Geld macht.“