23 prominente Katholiken und Protestanten aus Politik, Kultur und Sport fordern in einem gemeinsamen Appell ihre Kirchen zu einer Überwindung der Spaltung in zwei Konfessionen auf. In dem Aufruf „Ökumene jetzt“, den die Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlicht, heißt es, zwar gebe es Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten, „entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen“. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der zu den Initiatoren zählt, sagte der Wochenzeitung: „Wir haben den Eindruck, dass viele Gläubige heute weiter sind als manche Theologen.“
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) meinte gegenüber der ZEIT: „Das ist ein Dokument unserer Ungeduld.“ Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) forderte: „Wir werden auf der Welt eher weniger Christen, da sollten wir institutionell zusammenstehen.“ Zu den Unterzeichnern zählen auch der Talkmaster Günther Jauch, der Büchner-Preisträger Arnold Stadler, Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Thomas Bach. „In beiden Kirchen ist die Sehnsucht nach Einheit groß“, heißt es in dem Dokument, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt werden soll, „die Folgen der Spaltung werden im Alltag von Christinnen und Christen schmerzlich empfunden“. Die Kirchenspaltung sei heute „weder politisch gewollt noch begründet“. Lammert ermunterte daher die Gläubigen beider Konfessionen, bei der Ökumene selbst initiativ zu werden: „Vor Ort in den Gemeinden ist vieles möglich, ohne dass es dafür die ausdrückliche Zustimmung der Kirchenleitungen geben muss“. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier forderte in der ZEIT: „Ökumene muss den Ort der Inszenierung verlassen.“ Die Kirchen dürften sich dem Appell zufolge nicht damit zufrieden geben, einander als Kirchen anzuerkennen. „Dieses Ziel ist notwendig, aber zu klein“, heißt es in dem Papier. „Offensichtlich ist, dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet.“ Thomas de Maizière erklärte: „Ich wünsche mir einen gnädigeren Umgang mit gemischt konfessionellen Ehen und mit Geschiedenen.“