Vortrag: Ein Museum in Wuqro

Prof. Dr. Steffen Wenig und Dr. Kerstin Volker-Saad berichten am Donnerstag, den 20. September 2012 um 19.00 Uhr in der GALERIE LISTROS über die Unternehmung der Gesellschaft zur Förderung von Museen in Äthiopien e.V., eine museale Heimat für die jüngsten sabäischen Funde in Äthiopien zu schaffen. Sie geben einen Einblick über den Stand beim Aufbau dieser einmaligen ethnographischen Sammlung.

Vortrag: Ein Museum in Wuqro

Prof. Dr. Steffen Wenig und Dr. Kerstin Volker-Saad
Gesellschaft zur Förderung von Museen in Äthiopien e.V.

Donnerstag, 20. September 2012, 19:00

GALERIE LISTROS
Kurfürstenstraße 33 (1. Stock), 10785 Berlin

Äthiopien gilt als Wiege der Menschheit, und es finden sich hier wichtige Zeugnisse früher menschlicher Besiedlung ebenso wie zahlreiche Denkmäler antiker Hochkulturen. Zu diesen zählen auch die sabäischen, aksumitischen und frühen christlichen Reiche, an der Nahtstelle zwischen Sudan, Schwarzafrika und der arabischen Halbinsel mit ihren Tempeln, Ruinen von Königspalästen, Stelen, Kirchen und Klöstern.

Jüngst wurden unweit von Wuqro, im Norden Äthiopiens, aufsehenerregende Funde gemacht, die aus sabäischer Zeit stammen und um 700 v. Chr. zu datieren sind. Darunter befinden sich mehrere Architrave, eine kopflose Frauenstatue, Sockel mit Inschriften und Weihrauchaltäre. Hauptfundstück ist ein komplett erhaltenes Opferbecken, das bisher ohne Parallele ist und eine sabäische Inschrift trägt. Eindeutig ist inzwischen bewiesen, dass es sich hier um einen Tempel für den altjeminitischen Gott Almaqah handelt.

Da die großartigen Funde in unmittelbarer Nähe der Grabungen keinen Ausstellungsort haben, hat es sich die 2009 gegründete Gesellschaft zur Förderung von Museen in Äthiopien e.V. zum Ziel gesetzt, in Wuqro ein Museum zu bauen und damit zur Erforschung, zum Erhalt und zur Wertschätzung dieses Kulturerbes in Äthiopien beizutragen.

Neben der Schaffung eines Schutzraumes für die archäologischen Schätze dieser Gegend, plant sie derzeit, eine ethnologische Sammlung aufzubauen. Bei der Planung dieser Sammlung geht es allerdings nicht alleine um Kulturerbe und -erhalt. Es ist wichtiges Ziel des Vereins, über die Arbeit an archäologischen Funden auch die äthiopische Öffentlichkeit zu erreichen und diese für den Umgang mit ihren eigenen Schätzen zu sensibilisieren.

Die Arbeit soll die globale Wichtigkeit von archäologischen Kenntnissen deutlich machen. Zusammenhänge zwischen diesen archäologisch-kulturellen und den sozio-ökonomischen Entwicklungen in Äthiopien dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Erfahrungen zeigen, dass die Unterstützung von Initiativen vor Ort und die Entwicklung des Bewusstseins für das kulturelle Erbe aktiv zur Armutsbekämpfung beitragen kann. Hierbei stellt sich die wichtige Frage, wie sich Deutsche an diesen Projekten beteiligen können, ohne dabei die internen, in Äthiopien drängenden, auch politischen Fragen zu ignorieren.

Der Archäologe Prof. Steffen Wenig und die Ethnologin Dr. Kerstin Volker-Saad geben an diesem Abend einen Einblick in die Herausforderungen dieses spannenden deutsch-äthiopischen (Museums-) Dialoges geben.