Die deutschen Polizeiausbilder werden fast vollständig aus Afghanistan abgezogen. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ (Samstagausgabe) aus Sicherheitskreisen erfuhr, wird bereits Mitte September das Trainingszentrum in der Stadt Faisabad komplett in afghanische Hände übergehen. 2013 soll die Ausbildungseinrichtung in Kundus folgen, 2014 der Hauptstandort in Masar-i-Scharif.
Die Polizei folgt damit der Bundeswehr. Das Bundesinnenministerium erarbeitet demnach bereits an einem mit dem Verteidigungsministerium abgestimmten Abzugsplan. Die Informationen bestätigt Bernhard Witthaut, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Auch er rechnet damit, dass „in Afghanistan am Ende nur noch 20 bis 30 deutsche Polizisten vorgesehen“ seien. Der Rückzug bedeute aber nicht, dass es in Zukunft weniger Auslandsmissionen geben werde. Im Gegenteil: „Die Zahl wird zunehmen“, sagte Witthaut der „Welt“. Er fordert deshalb eine stärkere parlamentarische Kontrolle durch ein „Entsendegesetz“, um den Einsatz und Abzug von Polizisten genau zu regeln. Noch lässt sich der deutsche Staat das Engagement in der Islamischen Republik viel kosten. Seit Beginn der Mission im Jahr 2002 hat die Bundesrepublik insgesamt rund 380 Millionen Euro aufgebracht, davon 77 Millionen Euro in diesem Jahr. Dafür sind bisher 52.000 Afghanen geschult worden, 10.000 sollen es in diesem Jahr sein. Wie viele auf Dauer in ihrem erlernten Beruf bleiben, darüber führen die Deutschen keine Statistiken. „Wie viele Trainees anschließend bei der Polizei bleiben, wissen wir nicht. Afghanistan hat die Personalhoheit“, sagte Rainer Kann, im Bundesinnenministerium zuständig für die internationalen Auslandsmissionen, der „Welt“. Die 200 Polizeiausbilder aus Bund und Ländern arbeiten derzeit für das bilaterale Polizeiprojekt mit dem Titel „German-Police-Project-Team“ (GPPT). Zudem beteiligt sich die Bundesrepublik noch an der Europäischen Polizeimission „Eupol“, mit momentan 25 Polizisten. Kein anderer EU-Staat engagiert sich so tatkräftig mit eigenen Experten: Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Akteur beim Aufbau der afghanischen Nationalpolizei.