Heinrich Alt, Vorstand bei der Bundesagentur für Arbeit, sieht trotz der schwächeren Entwicklung am Arbeitsmarkt im zweiten Halbjahr die Chance für jeden fünften arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden. „Natürlich sind auf einem schlechteren Arbeitsmarkt auch die Chancen für Langzeitarbeitslose schlechter. Aber ich rechne damit, dass im zweiten Halbjahr noch 400.000 der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger in Ausbildung und Beschäftigung gehen“, sagte Alt der „Welt“.
Bei einer schwächeren Arbeitsnachfrage werde die Vermittlung schwieriger. „Die Herausforderungen werden immer größer, gerade bei denen, die bereits mehrere Jahre arbeitslos sind“, sagte Alt, der bei der BA für die Grundsicherung zuständig ist. Den Anstieg der Arbeitsmarktzahlen im Juli sieht Alt noch nicht als Zeichen einer Trendwende. „In den Sommermonaten ist eine schwächere Entwicklung am Arbeitsmarkt normal. Ich sehe zwar, dass die Risiken zunehmen. Aber ich sehe die Kurve noch nicht nach unten knicken. Der Aufwärtstrend verlangsamt sich, aber es geht noch nach oben, lediglich das Tempo wird langsamer.“ Es gebe aber ein paar risikobehaftete Entwicklungen wie die Euro-Krise oder die schwächelnde Konjunktur in China und in den USA, sagte Alt. „Wenn diese Risiken real werden, wird der Arbeitsmarkt davon sicher nicht unberührt bleiben.“ Alt verteidigte den Niedriglohnsektor, in dem rund elf Prozent der deutschen Arbeitnehmer arbeiten. „Der Niedriglohnsektor ist ein zweischneidiges Schwert. Wir brauchen ihn, um Menschen, die lange Zeit weg vom Arbeitsmarkt waren, wieder zu integrieren. Auf der anderen Seite birgt er die Gefahr, dass Arbeitsverträge zulasten des Steuerzahlers abgeschlossen werden“, sagte Alt. Auch für die Zeitarbeit sieht Alte eine Rolle in der Arbeitsvermittlung. „Die Zeitarbeit leistet einen Beitrag zur Vermittlung gering qualifizierter Arbeitsloser, weil sie flexibler in ihrem Einstellungsverhalten ist als viele Unternehmen. Dem einen oder anderen gelingt es sogar, über diesen Weg einen festen Job zu finden. Die Zeitarbeit ist aber nicht die Lösung des Problems.“ Die Zuwanderung von Fachkräften, die ab dem 1. August durch die Blue Card erleichtert wird, begrüßte er. „Gut ausgebildete Zuwanderer stellen keine Konkurrenz für inländische Arbeitslose dar. Im Gegenteil: Die Zuwanderung von Hochqualifizierten führt zu Wohlstandsgewinnen für alle. Und sie schafft neue Arbeitsplätze, unter anderem auch für geringer Qualifizierte“, betonte Alt.