IGeL-Angebote: Krankenkassen wollen 24 Stunden Bedenkzeit

Die Krankenkassen verlangen einen Schutz der Patienten vor umstrittenen Selbstzahler-Leistungen beim Arzt. „Wir brauchen eine 24-stündige Einwilligungssperrfrist, wenn solche Leistungen in der Arztpraxis angeboten werden“, sagte die Vorsitzende des Spitzenverbands der Krankenkassen, Doris Pfeiffer, der Tageszeitung „Die Welt“. „Dann hätten Versicherte, denen eine der häufig nutzlosen IGeL-Leistungen angeboten wird, Zeit, um sich ein eigenes Bild zu machen und frei zu entscheiden.“ „Bei den IGeL-Leistungen geht es häufig um wirtschaftliche Interessen von Ärzten und nicht um notwendige medizinische Leistungen für Kranke“, kritisiert Verbandschefin Pfeiffer.

Jeder Patient sollte wissen, dass Ärzte an IGeL-Leistungen gut verdienten „und dass niedergelassene Ärzte Mediziner und Unternehmer in einer Person sind“. IGeL-Expertin Monika Lelgemann, die beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbands der Krankenkassen (MDS) das Internetprojekt „IGeL-Monitor“ betreut, sagte der „Welt“, eine 24-Stunden-Frist sei die „einzige Lösung“, um Patienten die Möglichkeit zur Information über die angebotenen Leistungen zu geben. Eine Überprüfung jeder einzelnen Leistung auf Wirkung und Wirksamkeit sei realistischerweise nicht machbar, sagte Lelgemann. Nach Lelgemanns Angaben ist die Internetseite des IGeL-Monitor vom MDS bereits mehr als eine halbe Million Mal besucht worden. Derzeit informierten sich dort täglich bis zu 1500 Nutzer. Insgesamt 2000 Patienten hätten sich direkt an den MDS gewandt und sich nach bestimmten Leistungen erkundigt. Zu den dabei am häufigsten genannten Themen zählten die professionelle Zahnreinigung, die Ultraschalluntersuchung der Brust und eine Methode zur Früherkennung des „Grünen Stars“ im Auge.