In der Vergangenheit bestand eine gute Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern der Montage bzw. Erprobung einerseits und den Mitarbeitern der eigenen bzw. eng verbundenen Fertigung andererseits. Daraus resultierten gut funktionierende Produkte. Dies obwohl die Zeichnungen vielfach unvollständig und falsch toleriert waren (Angsttoleranzen, Toleranzen).
Globalisierung und Outsourcing erfordern nunmehr nach dem Stand der Technik vollständig und richtig tolerierte Zeichnungen, weil die neuen Fertiger oft die Funktion des Teiles und die Absprachen mit der früheren Fertigung nicht kennen. Dazu dienen die (neuen) GPS-Normen.
Die kürzlich erschienene Norm ISO 14405-1 regelt die Tolerierungs-Möglichkeiten für Größenmaße (Durchmesser, Breiten). Damit wird die bisher vielfach angewendete Regel nach DIN 7167, wonach ohne besondere Angabe die Hüllbedingung gilt, aufgehoben und das Gegenteil festgelegt. DIN 7167 mußte zurückgezogen werden. Ohne besondere Zeichnungsangabe gelten jetzt weltweit (mit Ausnahme der USA) das Unabhängigkeitsprinzip und bei Größenmaßen mit ±Toleranzen die Zweipunktmaße. Wenn die Hüllbedingung erforderlich ist, muß dies in der Zeichnung angegeben werden. Entweder durch eine individuelle Angabe am Geometrieelement, z.B. oder durch eine generelle Angabe im oder am Zeichnungsschriftfeld, z.B. „ISO 14405 „. Wenn auf alten Zeichnungen „DIN 7167“ angegeben ist, erfüllt dies denselben Zweck.
ISO 14405-2 (kürzlich erschienen) gibt die Regeln für die Tolerierung von Nicht-Größenmaßen, z.B. Mittenabstände, Stufenmaße, Maße zur Bestimmung von komplexen Konturen. Bei diesen Maßen kann in der Regel mit ±Toleranzen nicht funktionsgerecht toleriert werden, weil sie vieldeutig sind und die mögliche Werkstückgestalt, u.a. mangels eines Bezugssystems, nicht vorhersagbar bestimmen können, siehe z.B. Bild 1. Stattdessen sind bei Flächen (Konturen) Profilflächentoleranzen und bei Mittenabständen Positionstoleranzen anzuwenden. Beides jeweils in einem Bezugssystem. Siehe z.B. Bild 2.
Wenn Spielpassungen zu tolerieren sind, ist die Hüllbedingung nach ISO 14405-1 oder die Maximum-Material-Bedingung nach ISO 2692 anzuwenden.
Bei der Tolerierung von Gußstücken sind darüber hinaus noch weitere Normen mit neuen Symbolen und neuen Regeln zu beachten (ISO 10135, ISO 8062-1, ISO TS 8062-2).
Mit diesen Tolerierungen ergeben sich größere Toleranzen als bisher mit Toleranzen und damit geringere Herstellkosten. Sie ermöglichen jetzt eine genaue Beschreibung der Funktionserfordernisse und damit die Sicherung guter Qualität. Nur mit dieser Tolerierung ist eine überzeugende Qualitätssicherung möglich.
Da das Wissen hierzu in der öffentlichen Ausbildung nicht oder nicht ausreichend vermittelt wird, ist innerbetriebliche Weiterbildung nötig. Das Problem ist, daß Mitarbeiter und Vorgesetzte gar nicht wissen, daß sie ein Wissensdefizit haben und dadurch die Qualitätsmängel verursacht werden. Es ist Aufgabe des Managements dies zu erkennen und Weiterbildung zu veranlassen. Das Haus der Technik in Essen bietet ausgewählte Veranstaltungen zu diesem Themenbereich an.
Bild 1: Vieldeutigkeit von Toleranzen bei Nicht-Größenmaßen
Bild 2: Fügeteil, alte und neue Tolerierung
Detaillierte Informationen finden Interessierte unter:
http://www.hdt-essen.de/htd/veranstaltungen/W-H020-11-851-2.html