Die Sicherheitsindustrie ist nach Darstellung von Computerexperten zunehmend ratlos, wenn es um die Abwehr von massiven Web-Angriffen auf Datensysteme geht. Deshalb bieten Dienstleiter wie die Firma Crowdstrike inzwischen Hilfe zum Gegenangriff auf Cyberkriminelle an, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe). „Wir müssen uns auf den Angreifer selbst konzentrieren, nicht auf seine Waffe, sondern auf seine Taktik“, sagt Dmitri Alperovitch, Mitgründer des Unternehmens Crowdstrike.
„Das ist jetzt der neue Hype“, bestätigt der Cyberkrieg-Forscher Sandro Gaycken vom Institut für Computerwissenschaft der Freien Universität Berlin: „Viele greifen zu diesen Maßnahmen, weil der Staat nicht effizient genug ist. Einmal sind die behördlichen Strafverfolger nicht gut genug, weil die Politik sich auf ineffektive aber billige Mittel wie die Vorratsspeicherung verlegt hatte, statt den Ermittlern mehr Mittel und mehr qualifiziertes Personal für gezieltere Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.“ Die Folge, so Gaycken, sei das wachsende Phänomen der Selbstverteidigung im Cyberspace. In Deutschland ist die digitale Selbstjustiz gesetzlich verboten, was nach Einschätzung der Experten manche Unternehmen nicht davon abhält, zu „weniger defensiven Maßnahmen zu greifen“.