Der letzte Überlebende der Hitler-Attentäter vom 20. Juli, Ewald-Heinrich von Kleist, glaubt, dass er auch dank höherer Mächte 1944 überlebt hat. „Ich glaube an einen Schutzengel, der mir geholfen hat. Ich glaube an den Himmel und vielleicht an die Hölle. Ein schlechtes Gewissen ist die Hölle“, sagte der 90-Jährige anlässlich des 68. Jahrestages des Hitler-Attentats dem Nachrichtenmagazin „Focus“.
Kleist stand am 20. Juli 1944 Claus Schenk von Stauffenberg im Berliner Bendlerblock zur Seite. Als Stauffenberg festgenommen werden sollte, kamen Kleist und Stauffenbergs Adjutant Werner von Haeften dem Grafen mit gezogenen Pistolen zur Hilfe. Kleist erinnerte sich im „Focus“-Interview an diesen Augenblick: „Stauffenberg blieb stehen, reichte von Haeften seine drei übrig gebliebenen Finger. Die beiden waren wie unter einer Glocke in diesem Moment, so stark war ihr Zusammenhalt im Raum spürbar. Und das in einem Moment, wo die Geschichte auf des Messers Schneide tanzte.“ Bis heute habe er in seinem Leben „nie wieder einen Menschen getroffen, der solche Gegensätze in sich vereint“, sagte Kleist. Stauffenberg sei ein „leidenschaftlicher Idealist gewesen, aber gleichzeitig ganz klar, ganz bei sich“. Die Kritik einiger Experten, Stauffenberg hätte sich im entscheidenden Augenblick des Attentats nicht selbst geopfert, bezeichnete Kleist im „Focus“-Gespräch als „Quatsch“: „Er wäre sogar dazu bereit gewesen. Mitverschwörer Generaloberst Beck hatte es ihm aber verboten, sich hinzugeben. Zum einen war er als Kopf der Sache unersetzlich, zum anderen hatte er die rechte Hand verloren und an der linken nur drei Finger, wie hätte er eine Pistole halten sollen?“