Outdoor-Branche: Einzelhändler scharfe Kritik an Markenherstellern

Wenige Tage vor Beginn der weltweit wichtigsten Messe für Outdoorsport in Friedrichshafen üben Einzelhändler scharfe Kritik an den Markenherstellern: Sie kritisieren, dass Hersteller wie Jack Wolfskin oder The North Face ihnen verstärkt mit eigenen Ladengeschäften Konkurrenz machen. „Man engagiert sich zunächst relativ stark für eine Marke und wenn es dann gut genug läuft, dann wird der Hersteller zum Wettbewerber? Das ist nicht immer ganz konfliktfrei“, sagt Globetrotter-Chef Andreas Bartmann der „Welt“. Bartmann erhält Unterstützung von zahlreichen Branchenvertretern.

Stefan Herzog, Chef von Sport Scheck mahnt die Hersteller: „Marken müssen ihren strategischen Weg entscheiden – Alleingänge im Vertrieb oder Kooperation mit dem Handel!“ Klaus Jost, Chef von Europas größtem Sportartikel-Einkaufsverbund Intersport warnt: „Wir sehen jedwede Einzelhandelsaktivität der Industriemarken kritisch für den Sport-Fachhandel und durchaus auch negativ für alle handelnden Marken selbst.“ Markenhersteller eröffnen immer mehr Geschäfte in besten Innenstadtlagen. The North Face etwa verkauft bereits in neun Monomarkengeschäften und möchte nach Angaben des Europachefs Arne Arens weitere Geschäfte hochziehen und im Herbst einen Onlineshop eröffnen. Mammut unterhält 13 Läden. Schöffel und Lowa machen sogar gemeinsame Sache und verkaufen in zwölf Ladengeschäften in ganz Deutschland verteilt. Auch Jack Wolfskin verfügt über ein dichtes Handelsnetz. Die Einzelhändler besitzen zum Teil die Geschäfte selbst, zum Teil werden Sie von Franchisenehmern betrieben. Die Warnung kommt in einem schwierigen Jahr für die Outdoorbranche. In den vergangenen Jahren noch waren die Verkaufszahlen für Regenjacken und Schuhe stark nach oben geschossen. Das hat der Branche zweistellige Wachstumsraten beschert. Nun dürfte das Geschäft nur noch einstellig wachsen oder gar stagnieren. „Die Industrie ist im deutschen Markt gesättigt“, sagt Bartmann. “ Im Moment reden wir von niedrigen einstelligen Umsätzen oder eher vom Umsatzhalten.“ Auch Herzog warnt: „Die Boomzeiten der vergangenen fünf Jahre im Outdoor-Segment sind sicher erstmal vorüber.“