Lektüren für Holland-Fans und solche, die es werden wollen
von Andreas Schultheis +++ „Ohne Holland …“ geht 2012 wieder einmal ein großes Fußballturnier zu Ende. Und die gegenseitigen Voreingenommenheiten von Deutschen und Holländern sind auch rund um das Länderspiel in der Ukraine ausführlich gewürdigt worden. Allerdings: So sehr die (nicht nur) sportliche Konkurrenz Deutsche wie Holländer umtreibt, so sicher ist, dass es die Deutschen Jahr für Jahr nach Westen zieht, wo sie wochen- und monatelang insbesondere die niederländische Nordseeküste bevölkern. Woran es liegt? Trotz mancher Gerüchte ist es wohl kaum der ärztlich verordnete Sex auf Krankenschein. Zwar machte ein Fall Schlagzeilen, wonach ein körperbehinderter Sozialhilfeempfänger sich die käufliche Liebe bezuschussen ließ, doch hierfür gab es ein psychiatrisches Gutachten, demzufolge sich das Ausleben sexueller Bedürfnisse positiv auf seinen Gesamtzustand auswirke. Anekdoten dieser Art lockern den im Michael Müller Verlag erschienenen Niederlande-Führer von Dirk Sievers http://www.michael-mueller-verlag.de/cgi-local/mmv_loc.pl?m=main&l=niederlande/niederlande/homepage.html nicht nur auf, sondern machen ihn zu einem einzigartigen Reisebegleiter. Natürlich finden sich hier auch die unausweichlichen Restaurant-, Hotel- und Museumsempfehlungen, und das in einer Fülle, die für einige Jahre Holland-Urlaub ausreicht. Zudem hat Sievers neben einem enormen Amsterdam-Teil auch manche Geheimtipps zusammengetragen, die dem Reisenden mitunter verborgen bleiben.
Liest man seine Ausführungen nach der Rückkehr aus Nord-Holland http://www.noord-holland-tourist.nl, möchte man ihm nur zustimmen – wenn er etwa den Küstenstreifen am Kop van Holland zwischen Julianadorp und Callantsoog beschreibt, spricht er dem geneigten Holland-Fan doch aus der Seele: „Hier sind endlose Spaziergänge möglich: Wer verträumt vergisst, wieder umzukehren, wird irgendwann an der Fährstation nach Texel ankommen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht gewaltsam versucht wird, die Situation durch den Bau von Bungalowparks und Campingplätzen zu verändern.“
Zum Pflichtprogramm gehört freilich auch die Historie der Niederlande, die umfangreich, aber vergnüglich zu lesen ist. Und schließlich ist da auch noch der Crashkurs für all diejenigen, die der Meinung sind, dass die deutsche Sprache sich vom Niederländischen eben doch erheblich unterscheidet. Schwer ist das alles ja eigentlich nicht, immerhin haben wir uns auch schon den Ablativus absolutus der alten Römer und diverse französische Akzente zu eigen gemacht. Aber der berühmte innere Schweinehund will doch erst einmal erlegt werden, bevor man sich zu etwas mehr wie einem Kurs im Selbststudium bei Sprachenlernen24 http://www.sprachenlernen24.de/?AT90258 hinreißen lässt. Im nächsten Jahr wissen wir dann endlich mit letzter Sicherheit, was uns die zauberhafte blonde Holländerin in der Eisdiele wirklich zum Abschied sagte …
Niederländisch-Basics enthält auch Jan Werners Törnführer Holland 2 http://www.delius-klasing.de/buecher/Holland+2.2091.html aus dem Delius Klasing Verlag, der sich dem Ijsselmeer und den nördlichen Provinzen des Landes widmet, dabei sowohl dem erfahrenen Holland-Fahrer wie dem Greenhorn die Vielfalt des Landes wie die besonderen Ansichten, die man vom Boot aus gewinnt, vermittelt. Ein nautisches Lexikon gibt allen Sicherheit, denen Schleusenregelungen und Flaggenführung noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind. Acht Törnvorschläge hat Werner ausgearbeitet, unter anderem den von Amsterdam bis Den Helder, wobei ein Halt mit Besuch des Käsemarktes in Alkmaar obligatorisch sein sollte. Erfrischend Werners Hinweise, was man besser auslassen sollte: „Die 45 km auf dem Nordhollandsch Kanaal von Alkmaar bis Den Helder sind ein ziemlich langes und vor allem langweiliges Stück, unruhig dazu, denn eine viel befahrene Autostraße verläuft die ganze Strecke direkt neben dem Kanal. Interessant sind eigentlich nur die altmodischen Pontonbrücken aus dem 19. Jahrhundert und der immer nahe Nordseestrand.“ Um den langweiligen Kanalabschnitt zu überbrücken, bleibt alternativ der Griff zu Geert Maks „Niederlande“ http://www.chbeck.de/productview.aspx?product=24602&toc=3646 aus dem C.H. Beck Verlag, der sich der Historie eines Landes widmet, das so nicht hätte entstehen müssen: „Jede Geschichte ist voller Zufälle, und das gilt vor allem für die Entstehung der niederländischen Nation“, schreibt Mak. „Wenn in Madrid oder Brüssel eine Ehe oder Erbfolge ein klein wenig anders geregelt worden wäre, hätte es so etwas wie die Niederlande vermutlich nie gegeben.“
Glücklicherweise gibt es sie aber doch. Was aber empfiehlt sich nun beim ersten Besuch im Königreich der Niederlande? Amsterdam, Den Haag, Groningen, Zandvoort, Ameland, Texel? Das mag am Ende jeder für sich mit holländischer Gelassenheit entscheiden. Wie wäre es mit einem Besuch in einem der ungezählten Strandhäuser, die es in gastronomisch und optisch vielfältigen Erscheinungsformen gibt und die das Strandleben hier so gemütlich machen? Dort trifft man dann auch garantiert Holländer, die schon immer mit einem Deutschen über Fußball quatschen wollten …
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