Schauspielerin Julie Delpy kritisiert deutsche Kinderfeindlichkeit

Die französische Schauspielerin Julie Delpy ärgert sich über Kinderfeindlichkeit in Deutschland. „Man hat es dort mit Kindern schwerer“, sagte die 42-jährige französische Regisseurin und Schauspielerin („2 Tage New York“) dem „Kultur-Spiegel“. Das habe sie vor kurzem auf einer Zugfahrt in München mit ihrem dreieinhalbjährigen Sohn Leo selbst erleben müssen: „Der ganze Zug hat mich nach kürzester Zeit gehasst!“, sagte sie.

„Ich war wie der Elefantenmensch.“ Es habe nicht viel gefehlt, und die Mitreisenden hätten sie rausschmeißen lassen – nur weil der Kleine etwas unruhig war. Als sie ihren Sohn in der Obhut der Nanny lassen wollte, um auf einem anderen Platz für eine Weile am Computer zu arbeiten, sei sie von einer fremden Frau sogar aufgefordert worden, sich als Mutter wieder neben ihr Kind zu setzen. Delpy, die seit Jahren mit dem deutschen Filmkomponisten Marc Streitenfeld liiert ist („Mein Freund ist da ganz anders“) und in Los Angeles lebt, glaubt an die deutsche Neigung, „Frauen Schuldgefühle zu vermitteln, wenn sie nach der Geburt wieder arbeiten wollen“. Darin sieht sie auch den Grund für die niedrige Geburtenrate im Land: Man solle „alles tun, damit Frauen problemlos mit Kind weiterarbeiten können“, zum Beispiel kostenlose Betreuungsplätze bereitstellen. Dass stattdessen in Deutschland ein Betreuungsgeld für Eltern geplant ist, die ihre Kinder ausschließlich zu Hause großziehen wollen, nimmt Delpy im Interview mit Entsetzen zur Kenntnis: „Wow. Klingt nach einer Idee von Marine Le Pen.“ Die Vorsitzende des rechtsextremen Front National propagiere ebenfalls „diesen Frauen-an-den-Herd-Gedanken“.