Experten fordern Gebühren für ausländische Studenten

Deutschlands Hochschulen sind sehr attraktiv für Studenten aus aller Welt – mittlerweile kommt jeder siebte Erstsemester aus dem Ausland. Finanziell bringt das jedoch nur Kosten mit sich, denn die Bundesrepublik nutzt den Standortvorteil nicht, um auch daran zu verdienen. Würde Deutschland von den Studenten von außerhalb der EU auch nur 10.000 Euro verlangen, kämen gut 1,2 Milliarden Euro zusammen, rechnet der Stifterverband in seinem neusten Ländercheck zur Internationalisierung der Hochschulen vor, der dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) vorliegt.

Die Autoren verweisen auf Staaten wie die Niederlande, Schweden oder Großbritannien, die ausländische Studenten mit 12.000 bis 18.000 Euro jährlich zur Kasse bitten. Der Stifterverband sieht hier ein „enormes Potenzial zur Verbesserung der Studienbedingungen“, das bisher ungenutzt ist. Das gelte selbst dann, wenn satte Gebühren für Ausländer einen Teil abschreckten. Eine gute Milliarde Euro entspricht ungefähr einem Fünftel der Gelder, die die Hochschulen zusätzlich zu ihrer Grundausstattung von außen für die Forschung einwerben. Als die unionsregierten Länder noch flächendeckend von allen Studenten Gebühren Studiengebühren von 500 Euro pro Semester erhoben, brachte das ebenfalls gut eine Milliarde an zusätzlichen Einnahmen. Diese Einnahmen werden nun nach der Abschaffung der Gebühren in vielen Ländern zum Teil aus den Landeshaushalten ersetzt, zum Teil fallen sie schlicht weg. Der Ländercheck sieht den Studien- und Forschungsstandort Deutschland im weltweiten Wettlauf um gute Studenten und Dozenten auf gutem Weg. Mittlerweile kommen gut acht Prozent der Studenten aus dem Ausland – Mitte der 90er Jahre waren es nur fünf Prozent. Damit steht Die Bundesrepublik gut da: Im Schnitt der OECD-Länder sind es nur sechs Prozent und in den USA – entgegen den landläufigen Vorstellungen – gar nur drei Prozent. Von den Professoren in Deutschland hat allerdings erst einer von zwanzig einen ausländischen Pass, bemängelt der Ländercheck. Zudem gibt es enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern: Besonders weltoffen sind hierzulande die Hochschulen in Berlin und Bremen. Sie treiben damit den Durchschnitt hoch. Die Südländer Bayern und Baden-Württemberg hingegen ziehen überwiegend deutlich weniger ausländisches Personal und Studenten an – obwohl sie über die meisten Elitehochschulen verfügen. Insgesamt ist der Anteil der ausländischen Wissenschaftler – bei Professoren und Mitarbeitern – von 2006 bis 2010 um zehn Prozent gestiegen. In Baden-Württemberg ging er jedoch, trotz der vier Elite-Unis dort, sogar zurück. Eine Schlüsselrolle haben auch die Hochschulleitungen selbst: Sogar bei den forschungsstarken Unis hat nur jedes fünfte Mitglied der Chefetage mindestens zwei Jahre im Ausland verbracht, ergab nach Angaben des Stifterverbandes eine Studie der Beratungsfirma Egon Zehnder. In Österreich und der Schweiz sind hingegen mehr als 80 Prozent der Hochschulleiter international erfahren.