Nach über zehn Jahren gilt es nun Bilanz zu ziehen
1999 haben sich 29 europäische Bildungsminister im italienischen Bologna auf einen einheitlichen „Europäischen Hochschulraum“ verständigt. Professor Brosius, Dekan der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sagt im UNI.DE Interview: „Ein Ziel war die Mobilität der Studierenden zu fördern.“
Ende April gab es eine Nachfolgekonferenz in Bukarest. „Die Reform ist nicht gut gelungen, aber sie ist auch nicht völlig misslungen. Die internationale Mobilität ist nicht größer geworden, weil die Leistungen an verschiedenen Standorten unterschiedlich bewertet werden und gerade in wenig strukturierten Fächern wie beispielsweise der Kommunikationswissenschaft ist es immer noch schwierig ins Ausland zu gehen und sich die Semester danach anerkennen zu lassen“, so Professor Brosius.
UNI.DE möchte von ihm wissen, welche Auswirkungen die Umstellung auf die Qualität der Lehre hat. Der Dekan sagt hierzu: „Wir befassen uns wesentlich mehr mit Lehre. Lehrveranstaltungen sind stärker konfektioniert.“ Dozenten haben bei der Vorbereitung zwar weniger Aufwand, allerdings sei Konfektionsware nicht immer das, was man möchte. Gerade im Hauptstudium wäre mehr Flexibilität und Spezialisierung für die Studierenden wünschenswert. Ein Auslandssemester führe zwar meistens noch zur Studienverlängerung, aber viele Studierende seien durch G8 und Bachelor mit 21 Jahren fertig.
Studierende üben europaweit massive Kritik an Modulen, Credit Points und Co. Professor Brosius kann die Kritik nachvollziehen und begründet dies im Interview: „Der Bachelor führt dazu, dass die Studenten über jede Leistung nachdenken. Wir werden beispielsweise dauernd angefragt, ob es nicht noch eine 2,0 (anstatt einer 2,3) sein kann – das macht es für beide Seiten schwierig. Beim Magister- oder Diplomstudiengang musste eine große Leistung am Ende erbracht werden, heutzutage sind es viele kleine Leistungen, dann muss man zwar dauernd gut drauf sein, aber jeder Fehler ist nicht so gravierend.“ Allerdings sei es für die Studierenden schwierig, Praktika zu machen, da diese meistens mindestens drei Monate dauern und das lasse ein Bachelor-Studium nicht zu.
Vorteile des Bologna-Prozesses sind laut dem Dekan, „dass dieser zur Entrümpelung des Lehrangebots geführt hat. Studenten können auch mobiler sein, z.B. Bachelor in München, Master in Berlin oder im Ausland. Oft wird auch die Möglichkeit wahrgenommen, in ein verwandtes ähnliches Fach auszuweichen, z.B. Bachelor Kommunikationswissenschaft, Master of Business Administration.“
Professor Brosius ist der Meinung, dass weiterhin am Bachelor festgehalten wird: „Die Vorstellung, dass man jetzt die letzten 10 Jahre ungeschehen macht, würde uns irgendwann wirklich überfordern. Die ganze Umstellung war ein organisatorisches Chaos, mit Rechtsabteilungen, Ministerien, Fachbereichsräten, Instituten, die alle versucht haben das umzusetzen und so ein Chaos möchte ich nicht nochmal erleben.“
Das ausführliche Videointerview gibt es auf UNI.DE unter: http://uni.de/redaktion/prof-brosius-bologna-reform
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