Zeitung: Evonik-Börsengang vor dem Aus

Eine kurzfristige Absage des bereits auf den Weg gebrachten Evonik-Börsengangs durch das Kuratorium der RAG-Stiftung in Essen am kommenden Montag gilt als so gut wie sicher. Das berichtet die NRW-Ausgabe der „Welt am Sonntag“. Bis zur letzten Minute werde offenbar lediglich noch die Option geprüft, eine kleine Tranche von zehn bis 15 Prozent der Essener Evonik Industries AG an die Börse zu bringen.

Sollte der Börsengang morgen zum dann bereits dritten Mal gestoppt werden, dürfte umgehend die Suche nach dem Schuldigen für das Scheitern beginnen. Es werde die Frage gestellt, ob der Stiftungsvorstand das Kuratorium professionell und rechtzeitig genug über die Bewertung der Evonik und damit die Chancen und Risiken eines Börsengangs in diesem Sommer informiert habe, heißt es aus informierten Kreisen. Über die Erträge aus dem Börsengang sollte der Kapitalstock aufgefüllt werden, aus dem die Stiftung dauerhaft die „Ewigkeitslasten“ aus dem 2018 auslaufenden Steinkohlebergbau bezahlen soll. Diese betragen pro Jahr an die 200 Millionen Euro. Parallel dazu ist der frühere Bundeswirtschaftsminister und Evonik-Chef Werner Müller dabei, erneut seine Chancen auf den Chefsessel der RAG-Stiftung auszuloten. So sprach er nach Informationen der „Welt am Sonntag“ am 8. Juni in Saarbrücken mit der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die Mitglied im Präsidium des RAG-Stiftungskuratoriums ist. Nach den Neuwahlen in Nordrhein-Westfalen und im Saarland dürften die Chancen des als SPD-nahen Müllers deutlich gestiegen sein, Nachfolger des CDU-Mitglieds Wilhelm-Bonse-Geuking an der Spitze der Stiftung zu werden. Dieser war noch unter der alten NRW-Regierung aus CDU und FDP unter Jürgen Rüttgers Stiftungschef geworden war.