Der US-Industriekonzern General Electric (GE) plant in Deutschland Übernahmen von mittelständischen Firmen aus Familienbesitz: Dafür hat der Siemens-Rivale in seiner Deutschland-Zentrale in Frankfurt am Main ein vierköpfiges Team aufgestellt. „Bis Jahresende hoffen wir, dass wir eine Übernahme geschafft haben“, sagte GE-Manager Christoph Reimnitz, der das Quartett führt, der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagsausgabe). Reimnitz ist bei GE für Strategie und Übernahmen in Deutschland und Osteuropa zuständig.
Er sucht nach eigenen Worten „Technologieführer“ als Ergänzung für alle Sparten von GE. Das börsennotierte Unternehmen ist unter anderem in der Medizin-, Beleuchtungs- und Energietechnik sowie der Industrieautomation und dem Finanzierungsgeschäft tätig. Der Jahresumsatz betrug zuletzt 147 Milliarden Dollar. Üblicherweise investiert GE Reimnitz zufolge fünf bis sechs Milliarden Dollar weltweit pro Jahr in Zukäufe – hätten die Übernahme-Teams gute Ideen, „kann es aber auch mehr sein“, sagte er. Wie viel davon nach Deutschland fließt, wollte er nicht sagen, „doch dieser Markt steht nun im Fokus des Konzerns“, erklärte der Manager. Im Moment besuche er in Deutschland vier bis acht Firmen pro Monat – „auch wenn nicht immer eine mögliche Übernahme dahinter steckt“, wie Reimnitz sagte. Außerdem machten ihm Investmentbanken viele Vorschläge für Zukäufe. Bislang beschäftigt GE in Deutschland 7.000 Mitarbeiter an 70 Standorten, doch das Unternehmen will seine Präsenz vor der Haustür des Rivalen Siemens ausbauen. Mit Vorsicht betrachtet Reimnitz Käufe börsennotierter Unternehmen: „Wir sind am besten, wenn wir nicht auf der großen Bühne agieren.“ Übernahmeversuche an der Börse hätten viel Aufmerksamkeit zur Folge, die Aktienkurse stiegen, das Geschäft sei kompliziert, sagte er. Er erwerbe lieber Betriebe in Familienbesitz. Was den Preis angeht, seien Firmen gerade „fair bewertet“, erklärte der Manager. Schwäche sich die Konjunktur im Herbst ab, könnten die Bewertungen jedoch sinken. Einen Mittelständler in einen 147-Milliarden-Dollar-Konzern zu integrieren sei „ein Spagat, natürlich geht nicht alles weiter wie zuvor“, sagte der Manager: „Es ist aber die Aufgabe meines Teams, dass der Mittelständler seinen Charakter behält.“