Angesichts der sich zuspitzenden Krise in der Euro-Zone fordert die Investmentbank Goldman Sachs die Europäer auf, die Auflagen für die Krisenländer zu lockern. In der jetzigen Situation helfe kurzfristig nur „eine Lockerung der Geldpolitik sowie der Sparvorgaben“, sagte Goldman-Sachs-Chefvolkswirt Jan Hatzius der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die von der Bundesregierung präferierten Strukturreformen hätten allenfalls langfristig positive Effekte, so Hatzius.
Damit die Krisenländer zu günstigen Konditionen an frische Kredite kommen, sei es notwendig, „zumindest für einen Teil der Schulden gemeinsam zu haften“, sagte er. „Das ist mittlerweile herrschende Meinung, auch wenn es verschiedene Modelle gibt, dies zu organisieren.“ Zudem müssten sich die Deutschen an Inflationsraten von bis zu vier Prozent gewöhnen, wenn die Krise beendet werden soll. „Je weniger Inflation, desto schwieriger wird es, von den Schulden herunterzukommen“, sagte Hatzius. Eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent im Euro-Raum insgesamt, wie sie die Europäische Zentralbank anpeile, sei das absolute Minimum. „Dann müssten die Preise in Deutschland allerdings um drei bis vier Prozent pro Jahr steigen, um den Rückgang der Inflation in den Krisenländern auszugleichen.“