Laut einer Gemeinschaftsstudie des Kieler Gesundheitsökonomen Thomas Drabinski und der Frankfurter Beratungsfirma PremiumCircle gibt es bei den Privaten Krankenversicherungen „teils existentielle Leistungsausschlüsse im Krankheitsfall“. So leisten nach PremiumCircle-Chef Claus Dieter Gorr „mehr als 80 Prozent der Tarifsysteme der PKV […] weniger als gesetzliche Krankenversicherungen“. Dies betrifft beispielweise Leistungen wie die häusliche Pflege oder die sogenannte Hilfsmitteldeklarationen ohne Einschränkungen, die in gesetzlichen Krankenkassen Standard sind.
Preis statt Qualität bei PKV wichtig
Die Ursache für die Leistungslücken sehen die Studienautoren darin, dass eher darauf geachtet werde, wie der Tarif im Preisvergleich abschneide, als sich an den Belangen des Kunden zu orientieren. Statt auf Qualität zu achten, stehe der Preis im Vordergrund. Auf diese Weise haben sich Billigtarife etabliert, die oftmals nicht die festgesetzten Leistungen einer gesetzlichen Krankenkasse beinhalten. So bieten viele private Krankenversicherungen nur eingeschränkt Anschlussbehandlungen, Psychotherapien und wichtige medizinische Hilfsmittel an. Am Ende bleibt der Kunde trotz privater Krankenversicherung, die sich eigentlich durch bessere, individuelle Leistungen auszeichnet, auf den Kosten sitzen.
So wird nicht nur im Kreis der Union die Forderung nach einem Mindestversicherungsschutz laut, auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenversicherung (DKV), Clemens Muth, spricht sich für „einen Mindeststandard in den Bereichen, die für die Menschen oftmals erst im fortgeschrittenen Alter relevant werden“, aus.
Wahlfreiheit trotz fehlender Transparenz?
Der PKV-Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach verteidigt die privaten Krankenversicherungen mit der Wahlfreiheit des Kunden. Jeder Versicherte müsse darauf achten, dass er die für sich wichtigen Leistungen in einem Tarif abschließe. Dies bedeutet im Klartext, dass der Kunde bereits bei Abschluss
einer privaten Krankenversicherung wissen muss, an welchen Krankheiten er in Zukunft erkranken wird. Leienbach räumt ein, dass eine gute Beratung wichtig sei. Diese muss sich allerdings am Wohl des Kunden orientieren. Denn ohne Fachkompetenz fällt es schwer, sich in den unterschiedlichen Tarifangeboten zu Recht zu finden. Daher fordern die Studienautoren auch mehr Transparenz für den
Kunden.
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