Bei dem von der Bundesregierung vorbereiteten Gesetz zum Eingriff in den Tankstellenmarkt ist einer Studie zufolge schon jetzt absehbar, wer der Verlierer sein wird: die freien Tankstellen. „Eine Regulierung spielt den großen Konzernen in die Hände. Die kleinen Unternehmen haben gar nicht die technische Ausstattung, Preise dann noch optimal steuern zu können“, sagte Harald Schedl, Partner der Unternehmensberatung Simon Kucher, der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe).
Seine Firma hat eine Studie zum Tankstellenmarkt erstellt, die der Zeitung vorliegt. Die Bundesregierung will die Tankstellenketten zwingen, eine Erhöhung der Tankstellenpreise dem Bundeskartellamt melden zu müssen. Auch die Regulierung des Benzinpreises, der dann für vielleicht zwölf Stunden nicht mehr verändert werden darf, ist beim Gesetzgeber im Gespräch. Kommt es zu einer Regulierung des Benzinmarktes, erwartet Berater Schedl ein noch ausgefeilteres Preissystem der Tankstellenketten: Die Konzerne würden die Technik intensiv nutzen und in verschiedenen regionalen Märkten unterschiedliche Preisstrategien wählen. So könnten sie in Regionen mit besonders viel Autoverkehr oder in Gegenden mit höherem Haushaltseinkommen höhere Preise verlangen als anderswo. „Die Preissysteme werden differenzierter ausfallen. Das Potenzial dazu haben die Unternehmen durch die teure technische Ausstattung“, so Schedl. Experten sprechen von „dynamischen Preismechanismen“: Kunden kennen diese Systeme bereits von Fluggesellschaften oder aus der Hotellerie. Preise für Flugtickets oder Hotelzimmer schwanken stark mit der Nachfrage. Ähnliches schwebt auch den Preisstrategen in den Ölkonzernen vor. Mittelständische Tankstellenfirmen verfügen nicht über derartige Computertechnik und Software. Heute nutzen sie vor Ort den direkten Vergleich zur Konkurrenz, um ihre Preise festzulegen. Selbst für kleine Tankstellenunternehmer seien Investitionen in mindestens sechsstelliger Höhe notwendig, wenn die Mittelständler den technischen Abstand aufholen wollten, heißt es in der Studie. „Die Konzentration am Benzinmarkt wird durch Regulierung nicht umgekehrt, im Gegenteil, sie wird noch verstärkt“, betonte Schedl. Der Berater erwartet, dass es im Mittelstand zu Übernahmen und Fusionen kommen wird, da einzelne Firmen den neuen Konkurrenzkampf nicht überleben werden. Heute gibt es 14.700 Stationen in Deutschland. „Eine Regulierung würde aus Tankstellen ein noch teureres Investment machen und auch eines, das sich für manchen Marktteilnehmer weniger lohnt“, sagte Schedl.