IWF-Chefin ruft Europäer zu mehr Gemeinsamkeit in der Krise auf

Die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat die Europäer zu mehr Gemeinsamkeit in der Krise aufgefordert. In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ sprach sie sich unter anderem für eine europäische Bankenaufsicht, gemeinsame Garantien für Bankeinlagen und einen Schuldentilgungspakt aus, bei dem alle Mitglieder für einen Teil der Schulden der anderen haften. Das steht im Gegensatz zur Position der Bundesregierung, die sich bisher dagegen wehrt, noch mehr Risiken zu übernehmen.

Gemeinsam garantierte Schulden wären ein Zeichen für die Finanzmärkte, dass die Europäer es ernst nehmen, meinte Lagarde. „Was all die Bemühungen um die Erhaltung des Euro bisher unterminiert, sind die Unsicherheit und die Zweifel über die langfristige Vision der Politiker und die Nachhaltigkeit der Euro-Zone“, sagte die ehemalige französische Finanzministerin. Ausdrücklich lobte sie die jüngsten Lohnabschlüsse in Deutschland. Diese könnten zu einer „anderen Art von Wachstum“ führen mit weniger Exportüberschüssen und mehr Konsum in Deutschland selbst. Lagarde äußerte auch „großen Respekt für Griechenland und die griechische Bevölkerung und davor, welche Opfer sie erbringen“. Die IWF-Chefin hatte zuvor durch ein Interview im britischen „Guardian“ heftige Proteste ausgelöst. Darin vertrat sie die Ansicht, Kinder im afrikanischen Niger bräuchten noch mehr Hilfe als die Menschen in Athen. Diese Äußerungen seien missverstanden worden, sagte Lagarde jetzt der SZ. „Wir glauben nach wie vor, dass Griechenland diese Krise überwinden kann und eine bessere Zukunft haben wird, wenn alle Beteiligten ihre Verantwortung übernehmen und die richtigen Maßnahmen ergreifen.“ Der IWF bildet zusammen mit der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission die „Troika“, die über das Hilfs- und Sparprogramm mit Athen verhandelt. Spanien habe bisher keine Hilfe vom IWF beantragt, sagte Lagarde. Derzeit ist eine Delegation des Fonds im Land unterwegs. Deren Bericht soll am Montag in Washington veröffentlicht werden.