Russlands Vizepremier Schuwalow: „Investoren fehlt das nötige Vertrauen“

Russlands Erster Vizepremier Igor Schuwalow hat erhebliche wirtschaftliche Probleme in seinem Land eingeräumt. In- und ausländische Investoren „haben momentan nicht genügend Vertrauen in uns“, sagte Schuwalow dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) im ersten Interview mit einer ausländischen Zeitung seit seiner Berufung am 21. Mai. Dieses mangelnde Vertrauen und die politischen Unsicherheiten im Zuge der Parlaments- und Präsidentenwahlen seien die Ursache dafür, dass Russland kaum Auslandsinvestitionen anziehe und derzeit viel Kapital aus dem Land abfließe.

Schuwalow ist als Vizepremier für Wirtschaftsreformen zuständig. Russland werde die Eigentumsrechte und die Justiz deutlich stärken, kündigte er an. Die Regierung werde zudem am Donnerstag kommender Woche ein weitreichendes Privatisierungsprogramm auflegen, das „auch unsere Giganten“ umfassen werde. „Wir müssen uns ambitionierte Ziele stellen und wir haben auch gar keine echte Alternative dazu“, sagte Schuwalow zu dem Plan von Präsident Wladimir Putin, bis 2018 die Produktivität der russischen Wirtschaft um 50 Prozent zu steigern. Für Russlands Probleme machte Schuwalow aber auch den anhaltenden heftigen Streit mit der EU um eine gemeinsame Energiepolitik verantwortlich. Der Zwist sei „ungesund“ und strahle auch auf andere Branchen aus, sagte der Vizepremier. Sicherheit für Energielieferanten und -abnehmer sei das Ziel der russischen Politik und im Interesse Europas. Sonst würden nötige Großinvestitionen in neue Öl- und Gasquellen nicht getätigt.