Die irische Europaministerin Lucinda Creighton sieht in den deutschen Löhnen ein Schlüsselelement zur Lösung der Euro-Krise. „Ich würde mir wünschen, dass die Löhne in Deutschland stärker steigen. Dann könnten die Deutschen mehr Produkte und Dienstleistungen aus anderen Euro-Staaten kaufen“, sagte die Ministerin dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe).
Auf diese Weise könne Deutschland anderen Euro-Staaten aus der Rezession heraushelfen. „Eine höhere Binnennachfrage in der größten europäischen Volkswirtschaft wäre sehr hilfreich für die anderen Länder – und letztlich auch für Deutschland selbst.“ Optimistisch äußerte sich die Ministerin zum Ausgang der Volksabstimmung über den Fiskalpakt in Irland am Donnerstag. Die Lohnkürzungen und die hohe Arbeitslosigkeit hätten in Irland zwar für Frustration gesorgt. „Trotzdem erwarte ich, dass die Mehrheit Ja zum Fiskalpakt sagen wird“, sagte Creighton. Scharfe Kritik übte die Ministerin an Christine Lagarde. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) habe öffentlich über einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion spekuliert. „Das ist falsch“, sagte die Irin. Kein Land dürfe die Euro-Zone verlassen. Ein Austritt Griechenlands gefährde den Euro, denn er werde „Schockwellen“ auslösen, die Portugal, Irland, Italien und Spanien mitreißen könne. Die Ministerin sprach sich dafür aus, Spanien und Frankreich ein Jahr mehr Zeit für die Haushaltskonsolidierung zu geben. Die EU-Kommission erwägt, den beiden Ländern Zeit bis 2014 zu geben, ihre Defizitquote auf den EU-Grenzwert von drei Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken. „Ich habe damit kein Problem“, sagte die Ministerin. „Natürlich müssen wir den Haushalt sanieren. Doch Irland bekam dafür eine Atempause. Dieselbe Flexibilität sollten wir jetzt auch Spanien und Frankreich anbieten.“