Deutsche Autobauer sollten Google, Facebook, Apple, Intel und IBM fürchten
Stuttgart. Autos werden in der Software entschieden. Das belegen Innovationen wie Car-to-Car-Communication. Gleichzeitig werden Autos schon heute komplett extern gebaut wie zum Beispiel der MINI bei Magna. Warum also sollte Apple nicht auch bald Autos bauen, fragt Trendbeobachter Mathias Haas. Das iCar, so Haas, sei im Grunde nur eine Frage der Zeit und ein reales Zukunftsszenario. Die deutsche Autoindustrie droht mittelfristig ihre Vormachtstellung zu verlieren. Google, Facebook, Apple, Intel, IBM und andere globale IT-Player verfügen über immense Budgets, Design- und Vertriebskompetenz und erste Erfahrungen in der Automobilindustrie. Das Google-Car ist ein Beispiel für diese Entwicklung.
„Wer einen VW Käfer aus den 60er Jahren mit einem modernen Beatle vergleicht, wird unschwer feststellen, was sich alles getan hat“, verdeutlicht Haas seine These. Es komme schon lange nicht mehr auf die Verarbeitung von Blechen, Metallen und Kunststoffen beim Autobau an, sondern auf die intelligente Software. Die steuere fast alles, vom Motor bis zum Scheibenwischer, vom Bordcomputer bis zur Klimaautomatik. Der Kampf um Marktanteile sei ein Kampf der digitalen Steuerungseinheiten, der Software. „Der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie drohen sehr potente Wettbewerber. Diese kommen aus Japan und Korea, und mit einer völlig anderen Denkweise aus den USA. Denn dort ist die IT-Wirtschaft zu Hause“, so Haas.
Und dort, wo das Auto noch ein Statussymbol oder Ausdruck eines bestimmten Lebensstils sei, so wie beim MINI oder Jaguar, sei Design die zweite entscheidende Komponente. „Wann also kommt das iCar?“, so die provokante Frage von Mathias Haas. Schließlich sei Apple auch für besonders innovatives Design bekannt. Deutschlands einziger Trendbeobachter beschäftigt sich schon lange mit Veränderungen rund um die Themen Automobilität und Verkehr. „Der Megatrend zu software-gesteuerten Autos, anspruchsvollen Autofahrern und zu einer ökologischen und zugleich schicken Mobilität ist allgegenwärtig.“
„Das ist ein idealer Nährboden für die IT-Wirtschaft“, erklärt der Trendbeobachter. Es sei schon bezeichnend, wenn ein Unternehmen wie Google, das im Grunde ja nichts produziere, einen höheren Börsenwert habe als BMW und Daimler zusammen. Software und das Wissen um die Wünsche der Kunden sei das eigentliche Kapital der heutigen Zeit. „Die segenreichen Digitalprofile lassen sich auch nutzen, um Autos zu bauen, die die Welt wirklich haben möchte – Marktwissen inklusive.“
„Und die virale Vermarktungsstrategie brächten Facebook, Apple, Google und Co. auch gleich mit“, meint Haas. Das IBM-Mobil oder das iCar werde kommen. Davon ist er überzeugt – auch, weil diese Unternehmen Kenntnisse aus dem Entertainment mitbrächten. „Wer als Deutscher durchschnittlich rund 60 Stunden pro Jahr im Stau steht, fragt sich schon, was er in dieser Zeit sinnvolles oder unterhaltsames tun kann.“ Warum in dieser Zeit nicht auf Facebook posten, das Google-Profil aktualisieren oder E-Mails checken. So werde es jede Menge Zusatzdienste geben. Facebook im Bordcomputer, Google-Maps im Navi, Mails und Zugriff auf den Cloud-Kalender sowie Apps zum Tunen des fahrbaren Untersatzes. Das sei die Zukunft. In Teilen habe sie schon begonnen.
Deutsche Autobauer müssten auf ganz andere Wettbewerber achten und ihre Mitarbeiter und Zulieferer für diese neue Herausforderung sensibilisieren, so Haas abschließend. Metall und Produktionsprozesse werden schon bald nicht mehr darüber bestimmen, wer Marktführer ist oder bleibe.
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