Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier (CDU), fordert die konsequente Durchsetzung von Stadionverboten gegen Krawallmacher und Chaoten. „Wir können nicht zulassen, dass die Zahl der Verletzten jährlich steigt. Die Vereine müssen Stadionverbote wesentlicher konsequenter durchsetzen und Krawallmacher von vorneherein herausfischen. Das ist leider aus polizeilicher Sicht bisher nicht immer der Fall“, sagte Caffier der Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe).
Es gebe nach wie vor einzelne Vereine, bei denen Stadionverbote umgangen werden können. „Da werden Fußball-Rowdys dann über sogenannte Fan-Kontingente hereingelassen“, sagte Caffier der Zeitung. Caffier forderte ein Alkoholverbot, weil Gewalttäter schon bei der An- und Abreise zu den Stadien Züge und Bahnhöfe beschädigen. Die Bahn beziffert die Schadenssumme auf einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr. „Ich bin der Auffassung, dass man Sport treiben kann, ohne dass Alkohol im Spiel ist. Unstrittig ist, dass Alkohol die Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft deutlich absenkt. Deshalb bin ich für ein konsequentes Alkoholverbot bei der Anfahrt mit der Bahn und im öffentlichen Nahverkehr“, sagte Caffier. Nach Caffiers Angaben nimmt die Bedrohung durch gewaltbereite Chaoten zu. „Zum gewaltbereiten Potenzial werden 10.000 bis 15.000 Personen gezählt. Der gewaltbereite, harte Kern besteht aus 2000 bis 2500 Personen. Die Gesamtzahl ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagte Caffier. Aber auch die Bereitschaft, rasch exzessiv Gewalt auszuüben, habe deutlich zugenommen. „Gleichzeitig sinkt etwa die Hemmschwelle, jemand körperlich anzugreifen – etwa gegnerische Fans oder Polizisten. Hier ist jetzt die gesamte Gesellschaft gefordert, damit es nicht zu weiteren Gewaltexzessen kommt“, sagte Caffier der Zeitung. Der normale Zuschauer sollte den „Gewaltbereiten die Rote Karte zeigen“. Dass die Zahl der Verletzten in den Fußballstadien steigt, bezeichnete Caffier als „absolutes Alarmzeichen“. Allein in den beiden Bundesligen wurden 846 Menschen in der Saison 2010/2011 verletzt. Das ist der höchste Wert seit zwölf Jahren. Nimmt man die dritte Liga und die Regionalliga hinzu, waren es 1223 Verletzte – darunter 369 Polizeibeamte.