Sarrazin: Deutschland soll Euro-Ausstieg nicht länger ausschließen

Der frühere SPD-Spitzenpolitiker und Bestsellerautor Thilo Sarrazin fordert die Bundesregierung auf, nicht länger auszuschließen, dass Deutschland die Euro-Zone verlassen könnte. „Wenn man nicht für sich einen Punkt festlegt, an dem man nicht mehr mitmacht, verliert man jede Verhandlungsmacht“, sagte Sarrazin der Zeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe). „Ich kenne das aus meinem Beamtenleben“, so Sarrazin weiter.

„Ich habe Hunderte von Verhandlungen mit Unternehmen geführt, die in Not geraten waren und Bürgschaften haben wollten. Man muss bereit sein, irgendwann zu sagen: Jetzt ist Schluss.“ Gegenüber Griechenland sollte sich die Bundesregierung unnachgiebig verhalten, so Sarrazin: „Wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich die Sache cool aussitzen; ich würde mich öffentlich mit Meinungsäußerungen zurückhalten und intern in der Sache knallhart bleiben.“ Mögliche Verwerfungen an den Märkten nach einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone hält Sarrazin für das kleinere Übel: „Ob die Aktienmärkte dann um 20 Prozent oder um 50 Prozent fallen, ist vergleichsweise sekundär, das ist nach zwei, drei Jahren überwunden. Im Vergleich dazu sind die Kosten einer grundsätzlich falschen Politik – mit einer Transferunion und einer EZB, die dauerhaft eine Inflation von drei, vier, fünf Prozent zulässt – für Deutschland viel höher.“ Sarrazin hatte vor zwei Jahren mit seinem umstrittenen Buch „Deutschland schafft sich ab“ eine Debatte über die Integration von Ausländern in Deutschland entfacht. Am Dienstag dieser Woche erscheint ein Buch, in dem sich der promovierte Volkswirt mit der Europäischen Währungsunion beschäftigt: „Europa braucht den Euro nicht. Wie uns politisches Wunschdenken in die Krise geführt hat.“