Freiburger Wissenschaftler untersuchen das „Grillen“
Wenn es uns rauchig vom Nachbarsbalkon in die Nase steigt, wissen wir, wir stehen wieder vor der Grillsaison. Viele tun es, viele tun es gerne, aber nur wenige fragen sich, warum das so ist. Die Wissenschaftler vom Freiburger Institut für Theoriekultur haben ihr neues Projekt vorgestellt, das sich mit dem Phänomen Grillen beschäftigt. Wir haben bei dieser Gelegenheit den Soziologen Dr. Sacha Szabo nach der Faszination eines solches Themas befragt.
Wie kommt es, dass sich Wissenschaftler mit einem solch banalen Ereignis wie Grillen beschäftigen?
Sacha Szabo: Als Kulturwissenschaftler steht für uns außer Frage, dass Essen eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit ist und das Grillen wiederum die ursprünglichste Form darstellt, Essen zu erhitzen. Wenn sich also die Kulturwissenschaft nicht diesen basalen Dingen zuwendet, dann verleugnet sie ihren eigenen Auftrag.
Was zeichnet nun das Grillen aus?
Sacha Szabo: Zum einen ist das Grillen ein archaischer Akt; blutiges Fleisch wird auf lodernder Flamme gegart. Allein die Betrachtung eines Grills lehrt den Akteur diese Kulturtechnik. Wie merkwürdig hingegen ist das Kochen auf einem Elektroherd mit allerlei Hilfsmitteln, das ist ein technischer Akt, der eine Entsprechung in der Apparatechemie hat. Neben dieser Erfahrung des Unmittelbaren ist Grillen aber eben auch ein sozialer Akt.
Ein sozialer Akt? Inwiefern?
Sacha Szabo: Gegrillt wird auch heute noch in der Gemeinschaft. Oft ist es sogar eine Gemeinschaft, die sich extra für diese Art Nahrungseinnahme einfindet. Eine Grillparty eben. Was geschieht nun bei dieser Versammlung? Es wird gescherzt, es werden Geschichten erzählt und jeder, der einmal am Baggersee gegrillt hat, weiß auch, dass gekuschelt und geknutscht wird. Genau so können wir uns auch den Ursprung des Sozialen in unserer Kultur vorstellen. Hominiden trafen sich zum gemeinsamen Mahl und tauschten sich aus. Unterhaltung entstand sozusagen am Lagerfeuer. Ein Zitat auf diesen Ursprung des Geschichtenerzählens am Lagerfeuer ist im Übrigen, dass im Unterhaltungsfernsehen aktuell ein Kaminfeuer nach Sendeschluss eingespielt wird.
Ist das nicht etwas weit hergeholt?
Sacha Szabo: Blickt man auf die Kultur so kann man sagen, dass die Bestandteile einer Kultur, die ihre Funktion verloren haben, zu musealen Artefakten geworden sind. Die Bestandteile jedoch, die bis heute ihre Funktion haben, werden immer noch angefragt und hierzu zählt eben auch das archaische Brauchtum Grillen.
Heutzutage bekommt man aber den Eindruck, Grillen sei ein hochtechnisierter Akt.
Sacha Szabo: Das stimmt, einerseits gibt es eine Art technisch aufgerüstetes Grillen, daneben aber auch ein sehr puristisches Grillen, etwa mit Einweggrills auf einer Parkwiese. Das technisch aufgerüstete Grillen demonstriert nun, dass der Grillende über einen Spezialisten verfügt, um das Grillgut mittels besonderer Techniken zu bearbeiten. In erster Linie ist also dieses Grillen Selbstinszenierung und Selbstdarstellung. Folgt man der Logik amerikanischer Sitcoms, so ist es die Selbstinszenierung von Männern.
Grillen Männer und Frauen unterschiedlich?
Sacha Szabo: Man kann diese Frage gut mit einem Hinweis auf die feninistische Theorie beantworten. Die Arbeit der Männer fand oft im öffentlichen Raum statt und dort inszenierte sich der Mann als der Starke, als der Krieger, als der Ernährer. Die Arbeit der Frau hingegen fand im Verborgenen statt und bei einem Grillabend sieht man oft genau diese Prototypen. Der Mann der sich am Grill mit einem Bier inszeniert und die Frau, die in der Küche die Salate herrichtet. Im Übrigen auch spannend ist die Gleichsetzung von Mann mit Fleisch und Frau mit Salat. Auch hier findet man problemlos Stereotypen aus Frauen- und Männerzeitschriften
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Zum Abschluss noch eine Frage zu ihrem Forschungsprojekt, wann wird es erscheinen?
Sacha Szabo: Wir sind im Moment in der Phase, die einzelnen Bausteine zu bearbeiten und zusammenzusetzen. Sobald wir einen Sponsor gefunden haben, der uns beim Druck unterstützt werden wir das Projekt fertig stellen. Jetzt freuen wir uns erstmal auf den Beginn der Grillsaison.
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