1.000 Milliarden Euro und doch zu wenig

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Der Euro-Rettungsschirm wird weiter aufgeblasen und erreicht damit eine unvorstellbar große Summe von 1.000 Milliarden Euro. Vor wenigen Wochen noch wollten uns die Politiker weismachen, dass durch die Rettung Griechenlands das Problem der Eurokrise beseitigt wird. Jetzt, kurze später, soll der Rettungsschirm noch größer werden. Welche Probleme kommen noch auf uns zu?

Spanien und Portugal brauchen mehr Geld

Griechenland konnte mit einer Geldspritze geholfen werden. Aber nun kommt Spanien in Bedrängnis und bracht ein Vielfaches an Finanzhilfen im Vergleich zu Griechenland. Aber woher soll das Geld kommen wenn sich die Wirtschaft weltweit eintrübt? Die Bonität der Schuldnerstaaten ist bereits angeschlagen und kann nur durch harte Sparkurse verbessert werden.

Erstes Quartal super, folgt nun die Ernüchterung?

Die Aktienkurse sind im ersten Quartal sehr gut gelaufen. Vor allem in jenen Ländern wo wir eine starke Konjunktur mit guten Daten sahen schossen die Indizes nach oben. In anderen Ländern mit einer schwachen Wirtschaftsleistung blieben die Indizes weit zurück. Aber nun beginnt sich die Konjunktur auch in Deutschland und den USA einzutrüben. Die Einkaufsmanager fallen zurück und die Inflation bleibt hoch. Auch die Arbeitsmarktdaten enttäuschen, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sind deutlich angestiegen.

Die Stimmung ist sehr positiv, zu positiv!

Die Verbraucher blicken optimistisch in die Zukunft, dies zeigt sich an dem Verbrauchervertrauen. Die Kursanstiege der letzten Monate und die besseren Konjunkturdaten haben dazu beigetragen. Aktuell ist aber alles in den Kursen eingepreist, wenn nicht sogar mehr als das. Laut jüngsten Konjunkturberichten wird sich die Wirtschaft in den nächsten Quartalen deutlich abkühlen und erst im Herbst wieder leicht anziehen, vermutlich aber auch erst im nächsten Jahr. Insofern passen die Bewertungen der Aktien mit den zu erwarteten Gewinnen der Unternehmen nicht zusammen.

Zinserhöhungen doch schon Mitte 2012

US-Notenbankmitglied Lacker hat Ende der Woche aufhorchen lassen. Die US-Wirtschaft läuft besser als erwartet und der Arbeitsmarkt zeigt sich robust. Damit empfiehlt er die Zinsen bereits Mitte des Jahres zu erhöhen um einem Inflationsanstieg vorzubeugen. Dies steht im Widerspruch mit der Aussage von US-Notenbankchef Ben Bernanke der die Zinsen noch bis Ende 2013 tief lassen möchte. Notfalls möchte er ein drittes Anleiheankaufprogramm (QE 3) starten um die Wirtschaft mit genügend Liquidität zu versorgen. Die Kreditklemme und der beinahe Crash der Banken im November des Vorjahres sollte sich nicht mehr widerholen.

Der Ölpreis signalisiert Schwäche

In der letzten Woche hat der Ölpreis stark korrigiert, notiert aber noch über der 100 Dollarmarke. Bedenkt man die höhere Nachfrage aus Japan durch den Wegfall der Atomenergie und die anstehende Reisezeit in den Osterferien, dann passt der fallende Ölpreis nicht mit der erwarteten höheren Nachfrage zusammen. Außerdem sollte sich die „robuste“ US-Konjunktur auf einen höheren Ölpreis niederschlagen, tut sie aber nicht. Hier besteht also ein Widerspruch der damit zu begründen ist, dass die weltweite Nachfrage nach Erdöl stark zurückgeht. Die Wirtschaft kühlt sich spürbar ab.

Korrektur an den Aktienmärkten hat bereits begonnen

Die Gewinnmitnahmen der Investoren haben bereits eingesetzt, dies zeigt sich recht deutlich bei der Kursentwicklung vom britischen Leitindex dem FTSE 100. Dieser Index hat als erstes den Aufwärtstrend gebrochen und auch der EUROSTOXX 50 ist unter die Trendlinie gefallen. Bei den anderen Indizes ist ein Abverkauf in den nächsten Wochen ebenfalls zu erwarten. Ich gehe davon aus, dass wir ein sehr schwaches zweites Quartal sehen werden.

Müssen bald die Retter gerettet werden?

Die Experten von M.M.Warburg & Co. beschäftigen sich im aktuellen Flash Report “Konjunktur und Strategie” mit der geplanten Erhöhung des “Euro-Schutzwalls” auf die unglaubliche Summe von 1.000 Milliarden Euro.

Es ist erst einige Wochen her, dass deutsche Regierungsmitglieder noch die heftigsten Bauchschmerzen bei dem Gedanken bekamen, die beiden europäischen Rettungspakete EFSF und ESM für eine längere Zeit zusammenzulegen, um die “Feuerkraft” dieser Rettungsvehikel zu erhöhen. Inzwischen scheinen die Bauchschmerzen verflogen zu sein, denn für die M.M.Warburg-Experten gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass Deutschland dieser Zusammenlegung zustimmen wird.

Die Bären haben das Zepter übernommen

Charttechniker Stefan Salomon von candlestick.de blickt momentan etwas kritisch auf den DAX. Nachdem der DAX gestern unter der Marke von 7.000 Punkten geschlossen hat, ist der Widerstand bei 6.900 wieder mehr in den Fokus gerückt: “Wenn der DAX hier drunter fällt, dann könnten wir deutlich abwärts laufen”, so Salomon.

Beim S&P 500 herrscht aus der Sicht von Stefan Salomon momentan eine ähnliche Situation wie beim DAX: “Die Kraft nach oben fehlt. Geht es hier unter die 1.380 Punkte, dann wäre es kritisch”. Doch auch hier wäre, aufgrund der Schaukelbörse, ein Verlauf nach oben weiterhin drin.

Wir bewegen uns in Richtung Inflationsunion

Professor Hans-Olaf Henkel war einst – zusammen mit Theo Waigel – ein glühender Verfechter der Gemeinschaftswährung. Heute ist seine Begeisterung für den Euro erkaltet. Im cash-Interview sagt er weshalb.

Prof. Hans-Olaf Henkel: Wir beide haben vor 15 Jahren für den Euro gekämpft. Wir haben diesen Kampf unter gewissen Voraussetzungen geführt. Zum Beispiel, dass man keine Euroländer in den Euroverbund aufnehmen sollte, die da nicht reingehören wie Griechenland. Oder dass die Grenzen der Neuverschuldung eingehalten werden. Alle diese Voraussetzungen, für welche wir beide gekämpft haben, sind inzwischen weg. Wenn Herr Waigel inzwischen immer noch für den Euro ist, dann kann ich das eigentlich nur noch mit Romantik beschreiben und begründen. Dies ist eine durchaus positive und sympathische Begründung.

Monster-Crash: Zuerst der Pleite-Euro und dann die USA

Ja wie wahrscheinlich ist es denn, dass Deutschland den Pleite-Euro mit USD 3 Billionen stützen wird? Nach der Eurozone kommen die USA an die Reihe, wo die Bundesregierung wie auch die einzelnen Bundesstaaten hoffnungslos überschuldet sind. In den nächsten 20 Jahren gehen in den USA täglich 10.000 sogenannte „Baby-Boomer“ in Rente und hoffen allen Ernstes auf die Auszahlung ihrer Pensionspläne – ein Monster-Crash der Sonderklasse.

Am 21.09.2011 gab die US-Notenbank Federal Reserve bekannt, dass sie „Operation Twist“ einleitet, mit dem Ziel, die Renditen für langlaufende US-Staatsanleihen abzusenken. Sieben Monate später können wir attestieren, dass dieses Ziel verfehlt worden ist. Die Rendite für US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit ist von 1,88% auf 2,3% gestiegen und die Rendite für die 30-jährigen Papiere stieg von 3,03% auf 3,41%.

Kehrt die Panik zurück?

Währungsexperte De Grauwe warnt vor neuer Eskalation der Euro-Krise. Die der EZB sei erstens ineffektiv, da die Banken das Geld nicht nur zur Stützung der wankenden Staatsanleihemärkte verwendeten. Zweitens liege der Erfolg jetzt in den Händen von Kreditinstituten, die selbst noch stark wankten.

Der renommierte Währungsexperte Paul De Grauwe hat vor einem erneuten Aufflammen der Staatsschuldenkrise in Europa gewarnt. Zwar hätten die enormen Liquiditätshilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) „dazu geführt, den Finanzmärkten die akute Panik zu nehmen“, sagte der Belgier der Financial Times Deutschland (Mittwochsausgabe). Das Problem sei nur, dass die EZB die Rettungsaufgabe de facto an die Banken abgegeben habe, als sie ihnen mehr als 1000 Mrd. Euro zu Niedrigzinsen gewährt hatte. Die „Dicke Bertha“ der EZB sei erstens ineffektiv, da die Banken das Geld nicht nur zur Stützung der wankenden Staatsanleihemärkte verwendeten. Zweitens liege der Erfolg jetzt in den Händen von Kreditinstituten, die selbst noch stark wankten.

Die Signale für das zweite Quartal

Im ersten Quartal verzeichnete eine geografisch verzweigte Gruppe (Brasilien, Dubai, Deutschland, Russland, die Türkei und Japan) Leitindex-Anstiege um oder oberhalb von 20 Prozent. Der amerikanische S&P 500 stieg um 12 Prozent. Von den relevanten Weltmarktindizes gelang nur dem spanischen IBEX das Kunststück, das erste Quartal mit einem Minuszeichen zu beenden (jeweils per Stichtag 26.03.2012).

Im Mai zeigen die Aktienindizes üblicherweise Schwäche. Der Juni ist ein wenig auffälliger Monat. Es bleibt anzumerken, dass der Dow Jones Index im April in den vergangenen sechs Jahren durchgängig positiv endete. Wir wissen nicht, wann diese Serie reißt. Aber aus statistischer Sicht besteht in US-Wahljahren eine geringere Wahrscheinlichkeit für ein positives Ergebnis als in anderen Jahren.

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Roland Fressl, CPM
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