»Viele Geschäftssituationen sind mit dieser Erfahrung leicht zu bewältigen«

Im Gespräch mit dem Alumnus Kaiming Wang.

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MBA-Alumnus Kaiming Wang

In regelmäßigen Abständen interviewen die Mitarbeiter der School of International Business ans Entrepreneurship (SIBE) ehemalige Studierende und fragen nach der reflektierten Meinung zu Studium und aktuellem Wirtschaftsgeschehen.
In der August-Ausgabe sprach Elena ‚Aliona‘ Nazmieva im Namen der SIBE mit dem Alumnus Kaiming Wang.

SIBE: Lieber Herr Wang, Sie haben an der Jiaotong Universität Shanghai und an der Technischen Universität Berlin Automatisierungstechnik studiert. Warum haben Sie sich danach noch mal für einen MBA an der SIBE entschieden?
K. Wang: Nach meinem Bachelor-Studium an der Jiaotong Universität in Shanghai habe ich in einem japanischen Unternehmen als Systemingenieur gearbeitet. Damals hatte ich einige Projekte geleitet und dadurch viel Kundenkontakt und diverse Managementaufgaben. Durch diese Projekterfahrungen entwickelte sich allmännlich das Interesse für Business und Management. Während meines Master-Studiums an der TU Berlin nahm ich an einigen Kursen in BWL teil. Das starke Interesse an Wirtschaft und Management wurde dadurch geweckt. Nun wollte ich in der Zukunft Manager werden. Aus diesen Gründen hatte ich mich nach meinen technischen Studien noch mal für einen MBA an der SIBE entschieden, der oft als unerlässliche Voraussetzung [Anm: ein MBA-Abschluss] von den Arbeitgebern verlangt wird.

SIBE: Wie beurteilen Sie das Studium an der SIBE mit einem Unternehmen auf der einen und der Uni auf der anderen Seite?
K. Wang: Meiner Ansicht nach ist dieses Modell ideal für ein MBA-Studium. Die traditionellen Lernmethoden der Business Schools, seien es die Fallstudien oder ein mehrmonatiges Praktikum in Unternehmen, sind nicht mehr modern. Das Studienmodell der SIBE bietet den Studierenden die Möglichkeit, die erworbenen Fachkenntnisse in den entsprechenden Stufen des zweijährigen Studienprojektes praktisch umzusetzen, welches bei einem kurzfristigen Praktikum oder Projekt unvorstellbar ist. Die Professoren und Projektdozenten an der Uni und die Business-Mentoren im Unternehmen bieten unterschiedliche Aspekte für Problemlösungen. Das ist einer der wichtigsten Vorteile des Studiums an der SIBE.

SIBE: Wie war für Sie der Jobeinstieg in einer deutschen Firma? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
K. Wang: Bei mir verlief der Jobeinstieg in meinem projektgebenden Unternehmen reibungslos. Ich habe während meines Studiums an der TU Berlin bereits ein Jahr als studentischer Mitarbeiter gearbeitet und konnte so erste berufliche Erfahrungen nachweisen. Außerdem habe ich eine Arbeitsprobe erledigt, die der Firma als fachliche Beurteilung für die Einstellung gereicht hat. Danach ging alles ziemlich schnell. Am ersten Arbeitstag führte mich unserer Teamleiter, mein Vorgesetzter, durch die Firma. Dann ging es schon mit dem Studienprojekt los!

SIBE: Gibt es Unterschiede zwischen dem chinesischen und dem deutschen Arbeitsalltag?
K. Wang: Ja, die gibt es sicher. In der Arbeitszeit gibt es kaum Unterschiede, jeder konzentriert sich auf seine eigenen Aufgaben. Unterschiede liegen meistens in den Pausen. Es gibt in chinesischen Unternehmen weder Kaffee- noch Teepausen. Aber viele Chinesen trinken gerne Tee während des ganzen Arbeitstages. Viele meiner deutschen Kollegen bringen selbst gemachtes und sehr einfaches Mittagessen mit und essen es am Arbeitsplatz. Das kommt in chinesischen Unternehmen selten vor. Die Chinesen essen gerne außerhalb des Büros, in Kantinen oder Restaurants, meist in kleinen Gruppen. Das Mittagessen ist für die Chinesen sehr wichtig und wird zelebriert. Mir fällt außerdem auf, dass viele Deutsche den Feierabend sehr pünktlich machen, während die meisten Chinesen deutlich mehr Überstunden leisten müssen. In China gilt eine ungeschriebene Regel, dass die Mitarbeiter erst nach ihrem Chef nach Hause gehen sollten.

SIBE: Worauf sollte man achten, wenn man mit chinesischen Partnern ins Geschäft kommen will?
K. Wang: Es ist schon weltweit bekannt, dass die Chinesen bzw. die chinesischen Geschäftsleute die persönliche Beziehung hochschätzen. Wenn die Westler mit den Chinesen ins Geschäft kommen wollen, sollten sie darauf achten, zuerst eine persönliche Beziehung zu ihnen aufgebaut zu haben. Das kann man besonders gut während des gemeinsamen Essens machen.
Neben der persönlichen Beziehung sollten außerdem öffentliche Konfrontationen vermieden werden. Auf keinen Fall sollte man den chinesischen Partner etwas direkt öffentlich vorwerfen oder kritisieren. Wenn ein Chinese das Gefühl hat, dass er/sie das Gesicht vor den anderen verloren hat, ist die Beziehung kaputt und sehr schwer wieder gut zu machen Das führt dann sehr wahrscheinlich dazu, dass das Geschäft nicht zu Stande kommt.
Ein weiterer wichtiger Punk ist, dass die meisten Chinesen nicht besonders detailverliebt sind. Fangen Sie deswegen besser mit den chinesischen Partnern an, das beiderseitige Vertrauen aufzubauen, anstatt sofort die Geschäftsdetails zu besprechen. Das heißt, Sie sollten zuerst Freunde mit den chinesischen Partnern werden, dann läuft alles einfacher.

SIBE: An was erinnern Sie sich gerne, wenn Sie an ihre Studienzeit an der SIBE denken?
K. Wang: Wenn ich an der Studienzeit an der SIBE in den vergangenen zwei Jahren denke, sind viele Seminare, die Auslandsstudien und natürlich viele Partyabende unvergesslich. Bei den Seminaren war das einwöchige Seminar der »Persönlichkeit und Rhetorik« in Berlin besonders beeindruckend. Es wurde von einem ehemaligen Schauspieler moderiert. Er wurde dabei von einer Trainerin und einem Psychologen unterstützt. Zahlreiche Geschäftssituationen wurden simuliert, in denen wir Rollen spielten oder als Beobachter die anderen bewerteten. Die Feedback-Runde war vielleicht der einzige Fall, der mich sehr nervös machte. Ich musste einer Kollegin ein professionelles Feedback für ihr Rollenspiel des Konfliktmanagements geben. Das war für mich besonders schwierig, das Feedback auf Deutsch gut zu formulieren. Sogar meine deutschen Kommilitonen hatten Probleme damit. Aber wenn man solche Erfahrungen gemacht hat, sind viele Geschäftssituationen leicht zu bewältigen.
Die Auslandsstudien in Italien und China waren ebenfalls sehr spannend. An der SDA Bocconi in Mailand, einer der berühmtesten Business Schools Europas, hatten wir die italienische moderne Lehrmethode für das Strategiemanagement erlebt. In China hatten wir das Seminar im internationalen Handeln an der Tsinghua Universität in Peking gemacht. Wir hatten dort noch einige deutsche Unternehmen besucht, z.B. Hahn + Kolb und Airbus in Tianjin, NOK Freudenberg Group in Wuxi und Porsche, Marquardt Switches und Mann & Hummel in Shanghai. Viele Sehenswürdigkeiten wie die große Mauer, der Sommerpalast und die Verbotene Stadt standen auch auf dem Programm.

SIBE: Was, Ihrer Meinung nach, sollte Deutschland tun, um attraktiver für chinesische Studierende und Fachkräfte zu werden?
K. Wang: Für die chinesischen Studierenden und Fachkräfte bleibt Deutschland immer ein attraktives Land. Wenn sich früher viele Chinesen vor der langen Studiendauer in Deutschland fürchteten, hat die Bologna-Reform und die Umstellung auf Bachelor und Master die Entscheidung einfacher gemacht.
Allerdings sind die Anforderungen für ein Master-Studium in Deutschland oft so hoch, dass viele Chinesen lieber nach Großbritannien, Australien oder Kanada zum Studieren gehen. Dort werden Bachelor-Abschlüsse der chinesischen Universitäten problemlos anerkannt.
Deutschland hat diesbezüglich noch viel Nachholbedarf. Es könnten bspw. mehr englische Master-Studiengänge angeboten werden. Die chinesischen bzw. ausländischen akademischen Grade sollten besser anerkannt werden, dadurch wird die Studienzeit für ausländische Studierende in Deutschland deutlich verkürzt. Die Aufenthaltserlaubnis für Jobsuche sollte außerdem verlängert werden. Für die Fachkräfte, die nicht in Deutschland studiert haben, sollte bspw. die Untergrenze der Gehaltsstufe, auf der eine langfristige Aufenthaltserlaubnis zugeteilt wird, langsam nach unten gezogen werden.
Grundsätzlich sollte die deutsche Regierung ihre Meinung ändern und die notwendige Offenheit zeigen, wenn sie dem Fachkräftemangel wirklich etwas entgegensetzen will.

Die SCHOOL OF INTERNATIONAL BUSINESS AND ENTREPRENEURSHIP (SIBE) ist die internationale Business School der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) mit Sitz in Herrenberg. Sie wird geleitet von Prof. Dr. Werner G. Faix, der die SIBE gegründet hat. Die SIBE steht für erfolgreichen Wissenstransfer und systematischen Kompetenz-Aufbau zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie ist fokussiert auf Unternehmen, Organisationen und öffentliche Verwaltungen und auf kompetente, unternehmerisch global denkende und handelnde High Potentials.

Wir sorgen mit unseren Innovations-Projekten und unseren High Potentials bei unseren Partner-Unternehmen für Wachstum und Globalisierung – und für kompetente Führungs- und Nachwuchsführungskräfte. Wir verpflichten uns dem Erfolg unserer Partner-Unternehmen und damit dem Erfolg unserer Teilnehmer. Ihr Erfolg ist unser Erfolg!

Mit MBA-Programmen seit 1994, mit derzeit über 550 Studierenden, über 1200 erfolgreichen Absolventen und mit über 350 Partner-Unternehmen ist die SIBE Ihr kompetenter Partner für Wachstum und Globalisierung durch handlungskompetente High Potentials.

Kontakt:
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