Nach fast fünf Jahren intensiver Projektarbeit der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt ist es soweit: Das Hilchenhaus, eines der markantesten Bau- und Kulturdenkmäler im UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal, ist in Kürze komplett fertig gestellt. Dabei gehen das 16. und das 21. Jahrhundert eine ansprechende Symbiose ein.
Lorch/Frankfurt/Main.- Dank einer umfassenden Sanierung wurde der bedeutendste Renaissance-Bau im Oberen Mittelrheintal dauerhaft erhalten und kann wieder zeitgemäß genutzt werden. Dies ist ein signifikanter Schritt für den Stadtumbau und die kommunale Entwicklung von Lorch. Darüber hinaus ist die Fertigstellung ein positiver Impuls für den Tourismus in der gesamten rheinischen UNESCO-Weltkulturerbe-Region.
Zu einer ersten offiziellen Begehung hatte Bürgermeister Jürgen Helbing die Projektbeteiligten und Förderverantwortlichen eingeladen: Dr. Helga Jäger, Referatsleiterin Städtebau und Städtebauförderung, Kultur- und Kreativwirtschaft des Wirtschaftsministeriums Hessen, Professor Dr. Gerd Weiß, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Monika Fontaine-Kretschmer, Leiterin Stadtentwicklung Hessen der NH ProjektStadt, Architekt Winfried Freimuth und Landschaftsarchitektin Petra Bittkau. Als besonders gelungen werteten alle Teilnehmer die Symbiose alter und neuer Bauteile. Jürgen Helbing: „Modernste Ausstattungstechnik geht im Hilchenhaus einher mit historisch erhaltenswerten sowie auf- und nachgearbeiteten Elementen. Die gewählten Materialien und Formgebungen bilden ein höchst gelungenes und authentisches Zusammenspiel.“ Architekt Freimuth ergänzt: „Hier verbinden sich Bruchsteinmauern, Sandstein und Kreuzgewölbe mit neuester Licht- und Aufzugstechnik, weiten Glasflächen und offenen, hellen Räumen.“ Sämtliche Sanierungsmaßnahmen wurden in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz durchgeführt. So sind die eingesetzten Butzenscheiben zum Teil aufgearbeitete Komponenten aus dem 15. Jahrhundert, die sich im Bauschutt fanden, zum Teil wurden sie originalgetreu nach diesen alten Vorlagen mundgeblasen. Ähnliches gilt auch für die reichlich verzierten Fensterbeschläge aus Metall. Selbst für die Pflasterarbeiten in der ebenfalls sanierten Solherrnsgasse im Innenhof wurden ausschließlich originäre Grauwacke und Basaltgesteine verwendet.
An einem Strang gezogen
Außergewöhnlich erfolgreich bei diesem Projekt war die enge interkommunale Zusammenarbeit. Alle Beteiligten zogen gemeinsam an einem Strang: die Stadt Lorch, der Zweckverband Rheingau, der Rheingau-Taunus-Kreis, der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal, die Denkmalpflege, das Land Hessen und der Bund. Diese produktive Kooperation kam auch bei der Finanzierung zum Ausdruck: So verzichtete die Stadt Rüdesheim zugunsten von Lorch auf die Beantragung von Fördergeldern für eigene Projekte. Wesentlicher Baustein für das Gelingen der umfangreichen Maßnahmen war das Know-how über das Zusammenspiel diverser Fördertöpfe aus mehreren sehr unterschiedlichen Programmen. Insgesamt wurden rund siebeneinhalb Millionen Euro in das Projekt investiert – die höchste Fördersumme für ein Einzelobjekt im ganzen Mittelrheintal. Das Experten-Team der NH ProjektStadt aquirierte und koordinierte hier Mittel aus der UNESCO Welterbeförderung mit Stadtumbaumitteln, Mitteln des Landkreises mit solchen des Landesamtes für Denkmalpflege sowie auch Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – alle mit unterschiedlichen Bewilligungsbedingungen und Mitteleinsatzfristen.
50 Gewerke im Einsatz
Die Sanierung des historischen Gebäudes forderte alle Beteiligten in puncto Fachkompetenz und Projektmanagement heraus – schließlich galt es, alt und neu in einem komplexen Spannungsfeld termingetreu aufeinander abzustimmen. 50 Gewerke waren zu koordinieren, darunter auch solche mit einzigartigem, altem Handwerkswissen, die nur noch für spezifische Sanierungsprojekte nachgefragt werden. Auch bei der Gestaltung der Außenanlagen ging es darum, alte Formen und Materialien mit den modernen Wünschen der Besucher zu vereinen und den Baukörper an die sich wandelnden Anforderungen anzupassen. Besonderes Gewicht lag bei sämtlichen Planungs- und Ausführungsarbeiten darauf, sorgsam mit den diversen Fördermitteln umzugehen.
Neue Perle im UNESCO-Weltkulturerbe
Das historische Gebäude verfügt über vier oberirdische Stockwerke, wovon zwei zukünftig genutzt werden sowie den historischen Hilchenkeller, in dem ein Gastronomiebetrieb im Frühjahr eröffnen soll. Im außergewöhnlich gestalteten Rittersaal, wo alt und neu harmonisch aufeinander abgestimmt wurden, könnte das Standesamt seinen neuen Platz finden. Dank dieses Kleinods bietet sich die Chance, einen speziellen Hochzeitstourismus für die Stadt Lorch als touristischen Magneten zu etablieren. Das Erdgeschoss ist für Gastronomie vorgesehen. Ein Betreiber für das Gewölbe mit exklusivem Ambiente, der auch das Catering für die übrigen Räume und den Außenbereich übernehmen soll, steht derzeit noch nicht fest. Die Terrasse mit Laubengang und Blick auf den Rhein dürfte im Sommer zum Magneten für Einheimische und Touristen werden. Der Innenhof mit kleiner Bühne bietet eine herrliche Kulisse für Theateraufführungen, Musik und Kleinkunst. Auch besteht noch Ausbaupotenzial im Dachgeschoss für etwaige Tagungsräume mit einem unvergleichlichen Blick auf den Rhein. „Das Hilchenhaus ist baukulturelles Erbe mit Tourismus-Potenzial und eine wahre Perle in der Kette des UNESCO-Weltkulturerbes Oberer Mittelrhein“, unterstrich Dr. Helga Jäger die Attraktivität des neuen Tagungs- und Veranstaltungsortes.
Für die Zukunft stehen noch Informationsstehlen und eine abendliche Illumination des historischen Gebäudes auf der Agenda der Kommune. „Diese würde das Baudenkmal auch für die andere Rheinseite und die Schifffahrt noch mehr ins rechte Licht rücken“, hob Professor Dr. Gerd Weiß, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, hervor. Allerdings fehlt dafür noch die Finanzierung. Er wertet die gelungenen Maßnahmen rund um das Hilchenhaus als äußerst erfolgreiche Vitalisierung mit großer Strahlkraft und hoher Akzeptanz, die weit über die regionalen Grenzen hinausgehe. Monika Fontaine-Kretschmer verwies als Projektverantwortliche im Rahmen des Stadtumbauauftrags, den die NH ProjektStadt im Jahre 2007 von der interkommunalen Kooperation Rheingau erhalten hatte, nochmals auf die Bedeutung für die Region hin. „Wie freuen uns, dass unser Experten-Team die Termin- und Kostentreue während der gesamten Projektlaufzeit für die Stadt Lorch zu 100 Prozent gewährleisten konnte, so dass der vereinbarte Kostenrahmen eingehalten wurde. Gerade Kommunen mit wenig wirtschaftlichen Spielräumen in ihren Haushalten können durch die Inanspruchnahme eines professionellen Projekt- und Fördermittelmanagements unliebsame Überraschungen vermeiden. Daher freut es uns besonders, dass wir daran mitwirken konnten, dass dieses Gebäude, das immer ein Aushängeschild im Rheintal war, jetzt wieder in der ersten Liga der restaurierten Gebäude im UNESCO-Weltkulturerbe „Oberes Mittelrheintal“ mitspielt.“
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Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
Die Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main, bietet seit 90 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 700 Mitarbeiter. 2005 erwarb die Nassauische Heimstätte die Anteile des Landes Hessen an der Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hessen mbH, Kassel. Durch den Zusammenschluss avancierte sie zu einem der führenden deutschen Wohnungsunternehmen: der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit 61.000 Mietwohnungen in 140 Städten und Gemeinden. Diese werden aktuell von rund 260 Mitarbeitern – in vier Regional- untergliedert in 13 Service-Centern – betreut. Unter der Marke „NH ProjektStadt“ werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben durchzuführen.
Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
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